09.09.2025 11:51 â Balz Oertli
Die neuen Zahlen zur Schweizer Parteienfinanzierung 2024 enthĂŒllen: Ausgerechnet die SVP, die sich als KĂ€mpferin gegen den aufgeblĂ€hten Staat inszeniert, bezieht 40 Prozent ihres Budgets direkt vom Bund. Dies zeigen die Ende August veröffentlichten Daten der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) â auch wenn diese alles andere als transparent sind.
22,4 Millionen Franken haben die nationalen Parteien 2024 eingenommen â 3,9 Millionen weniger als im Wahljahr 2023. Doch die EFK rĂ€umt selbst ein: Die Daten erlauben «kein Gesamtbild ĂŒber die Politikfinanzierung».
Das Problem liegt im Detail: Im Gegensatz zu anderen Parteien kennt die Mitte beispielsweise keine MitgliederbeitrĂ€ge auf nationaler Ebene, stattdessen «spenden» die Kantonalsektionen nach Bern. Diese Spenden werden aber erst ab 15'000 Franken sichtbar und so verschwinden grosse BetrĂ€ge aus der öffentlichen Wahrnehmung. Nur die nationalen Parteizentralen mĂŒssen ihre Einnahmen angeben. Alles, das ausserhalb passiert, fĂ€llt nicht unter die Transparenzregeln.
Das einzige, was sich laut EFK aus den Daten gesichert sagen lÀsst: «Parteien finanzieren sich unterschiedlich.» Eine triviale Erkenntnis.
Bundesgelder fĂŒr alle â besonders fĂŒr die SVP
Doch ein Blick auf die FraktionsbeitrĂ€ge im nationalen Parlament legt pikante Details offen. FraktionsbeitrĂ€ge sind finanzielle Mittel, die den Fraktionen zur Deckung ihrer Infrastrukturkosten wie Sekretariats- und BĂŒrokosten gezahlt werden. Laut EFK sind diese Gelder nicht Teil der Offenlegung. GemĂ€ss den Parlamentsdiensten flossen 2024 7,5 Millionen Franken vom Bund an die Parteien â ein Viertel aller Parteienbudgets. Die SVP bezieht laut diesen Zahlen gar 40 Prozent ihres Budgets vom Bund.
Abbildung 11
Mysteriöse Geldquelle der EDU und des MCG
Mysteriös wird es bei EDU: Sie generiert 40 Prozent ihrer Einnahmen mit «Verkauf von Dienstleistungen». Was ist der EDU-Kassenschlager?
Noch rÀtselhafter prÀsentieren sich die Zahlen bei der Genfer Kleinpartei MCG. Satte 78 Prozent seiner Einnahmen tauchen in keiner der Unterkategorien auf. Dreiviertel des MCG-Budgets stammen also aus einer anderen Quellen als Spenden, Veranstaltungen, VerkÀufe, MitgliederbeitrÀge, MandatsbeitrÀge oder FraktionsbeitrÀge sind. Woher kommt dieses Geld?
Abbildung 22
Wirtschaftsgeld fĂŒr BĂŒrgerliche und die grosse Unbekannte
Aber die Analyse der Daten liefert auch klare Erkenntnisse: WĂ€hrend 97 Prozent der SP-Spenden Kleinspenden (unter 15'000 Franken) sind, stammt bei den bĂŒrgerlichen Parteien ein Grossteil aus Unternehmen und WirtschaftsverbĂ€nden. Bei der SVP kommen ganze 80 Prozent aus der Wirtschaft, bei Mitte und GLP immerhin zwei Drittel. Besonders grosszĂŒgig zeigen sich auch Banken und Versicherungen gegenĂŒber den BĂŒrgerlichen. Alleine die UBS ĂŒberweist ihnen letztes Jahr eine Million. Jeder zehnte Spendenfranken bei FDP, SVP, Mitte und GLP kommt aus dem Finanzsektor.
Abbildung 33
Doch auch wenn die Zahlen AbhĂ€ngigkeiten auf verschiedenen Ebenen offenbaren, bleiben die realen KrĂ€fteverhĂ€ltnisse verborgen. Denn ĂŒber die HĂ€lfte aller Spendengelder bleibt aufgrund der 15'000-Franken-Schwelle anonym.
Aktuell evaluiert das Bundesamt fĂŒr Justiz die Regeln zur Transparenz der Politikfinanzierung. Die Ergebnisse werden noch dieses Jahr erwartet. Es wird sich zeigen, ob auch das BJ zu der gleichen ernĂŒchternden EinschĂ€tzung kommt wie die EFK.
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Absolute Zahlen: Offengelegte Spenden der Kantonalparteien an nationale Parteien erfasst als MitgliederbeitrĂ€ge. FraktionsbeitrĂ€ge proportional aufgeteilt nach FraktionsstĂ€rke. Datenquelle: EFK, Parlamentsdienste (FraktionsbeitrĂ€ge). Grafik: Flourish. â©ïž
Realtive Zahlen: Offengelegte Spenden der Kantonalparteien an nationale Parteien erfasst als MitgliederbeitrĂ€ge. FraktionsbeitrĂ€ge proportional aufgeteilt nach FraktionsstĂ€rke. Datenquelle: EFK, Parlamentsdienste (FraktionsbeitrĂ€ge). Grafik: Flourish. â©ïž
Daten: EFK, Grafik: Flourish. â©ïž