01.11.2019 08:32 â Philippe Wenger
Die Abwahl am 20. Oktober trifft nicht nur die betroffenen Ratsmitglieder hart. Zahlreiche Zutrittsberechtigte mĂŒssen sich einen neuen Gastgeber suchen â auch wegen KollateralschĂ€den.
Mit den abgewÀhlten Ratsmitgliedern verlieren diverse Lobbys nicht nur die ihnen wohlgesinnten stimmberechtigten Vertreterinnen und Vertreter im Parlament, sondern auch die Zutrittsberechtigung der entsprechenden GÀste. Die zwei Badges, die jeder Parlamentarier und jede Parlamentarierin an beliebige Personen vergeben kann, sind bei Lobbyisten ausgesprochen beliebt, denn damit erhalten sie ungehinderten Zutritt zur Wandelhalle.
FĂŒr die Lobbys ist deshalb gleich auf zwei Ebenen eine intensive Zeit angebrochen. Einerseits mĂŒssen die NeugewĂ€hlten mit Mandaten versorgt, respektive fĂŒr solche angeworben werden. Und das passiert aktiv, wie der grĂŒne Neo-Nationalrat Felix Wettstein auf Twitter deutlich machte: Drei Tage nach seiner Wahl haben sich bereits sieben Lobbygruppen aus dem Gesundheitswesen bei ihm gemeldet. Andererseits mĂŒssen sich GĂ€ste, deren Gastgeber abgewĂ€hlt wurden, neue Badges suchen.
Nachfolgend ein â unvollstĂ€ndiger â Blick in die Welt der GĂ€ste, die ihren Badge mit der neuen Legislatur verlieren werden:
Die Krankenkassen mussten einige AbgĂ€nge verzeichnen. Die Prominenteste dĂŒrfte die Direktorin des Krankenkassenverbands SantĂ©suisse sein: Verena Nold Rebetez. Sie war Gast beim abgewĂ€hlten SantĂ©suisse-PrĂ€sident Heinz Brand.
Die KMUs haben Verluste zu verzeichnen: Dieter KlĂ€y (Gast von Hans-Ulrich Bigler, FDP), Alexandra Krattinger (von Jean-François Rime, SVP) und Roland MĂŒller (von Peter Schilliger, FDP) sind aktive Gewerbe-Lobbyisten.
Die SchwĂ€chung der Gewerkschaften ist direkt mit den Verlusten der SP verbunden. Mit der Abwahl der drei Gewerkschafter Philipp Hadorn, Adrian WĂŒthrich und Corrado Pardini verschwinden zumindest vorĂŒbergehend auch drei Vertreterinnen und Vertreter der Angestellten mit der Wandelhalle.
Auch bei den evangelikalen Christen sind SchĂ€fchen auf der Strecke geblieben: Beat Christen (Gast von Jean-François Rime, SVP) hat sein GĂ€stemandat eingebĂŒsst. Er ist aber weiter der SekretĂ€r der parlamentarischen Gruppe Christ+Politik. Diese Gruppe wurde arg dezimiert: Einerseits ist PrĂ€sident Philipp Hadorn (SP) weg, aber auch Laurent Wehrli (FDP). Ăbrig bleibt noch Eric Nussbaumer (SP) als Vertreter der parlamentarischen Gruppe. Mit Hadorns Abgang verliert auch die «Leiterin Informations- und Vernetzungsstelle» von «Gebet fĂŒr die Schweiz», Annette Walder, ihren Badge.
Ziemlich sicher unbeabsichtigt durch die WĂ€hler haben einige Vertreter der LGBT-Bewegung ihre Badges verloren. Dazu gehören die beiden GĂ€ste von Rosemarie Quadranti (BDP), Denis KlĂ€figer und Roman Heggli. Aber auch der Gast von Martin Naef (SP), der ZĂŒrcher SP-Gemeinderat Patrick Hadi Huber, der sich immer wieder fĂŒr die Rechte der LGBT-Community ausspricht. Immerhin ist Angelo Barrile (Vorstand Pink Cross) fĂŒr die SP immer noch im Parlament.
Auch die Verschwörungstheoretiker, Impf- und Mobilfunkgegner haben durch die Abwahl von Luzi Stamm (SVP, AG) den Zugang zur Wandelhalle verloren. Stamms Gast Roland Schöni (ZentralsekretÀr des in die Schlagzeilen geratenen «Alpenparlaments») gab damit bloss ein kurzes Gastspiel in der Wandelhalle: Er besass seinen Badge erst seit Anfang Jahr.