07.03.2018 06:49 â Otto Hostettler
Viele National- und StĂ€nderĂ€te foutieren sich um Transparenz. Sie werden umdenken mĂŒssen, WĂ€hler wollen wissen, wer die Geldgeber in der Politik sind.
In den Kantonen Schwyz und Freiburg mĂŒssen politische Parteien kĂŒnftig offenlegen, woher sie ihr Geld fĂŒr Wahlen und Abstimmungen haben. Die Medien taxieren den Entscheid als Ăberraschung, nicht zuletzt, weil die beiden Volksinitiativen von den Jungsozialisten lanciert wurden.
Dass beide Begehren an der Urne eine Mehrheit gefunden haben, ist höchstens fĂŒr eine Gruppe eine Ăberraschung: fĂŒr jene Politiker, die nicht verstehen wollen, dass die eigene GlaubwĂŒrdigkeit direkt mit Transparenz zusammenhĂ€ngt.
Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier ignorieren weiterhin, dass WĂ€hlerinnen und WĂ€hler endlich wissen wollen, wer bei Abstimmungen aufwĂ€ndige Plakat- und Werbeaktionen finanziert und wer bei Wahlen fĂŒr die omniprĂ€senten Personenkampagnen das Portemonnaie öffnet. Sie sprechen von Neidkultur und Schutz der PrivatsphĂ€re. Doch es geht um etwas anderes: WĂ€hlerinnen und WĂ€hler wollen endlich wissen, wer unabhĂ€ngig politisiert und wer sich von einflussreichen VerbĂ€nden und Lobbyvereinigungen bezahlen lĂ€sst.
Schwyz und Freiburg sind nur die neusten Kantone, die eine Transparenzregelung einfĂŒhren mĂŒssen. In den Kantonen Tessin, Genf und Neuenburg ist dies heute schon der Fall. Politiker, die sich weiterhin vor einer Offenlegung ihrer Grossspender fĂŒrchten, mĂŒssen sich ĂŒberlegen, ob sie nicht heute schon von sich aus aktiv werden sollten. Denn das Thema werden sie so schnell nicht wieder los. In absehbarer Zeit wird schweizweit ĂŒber die Transparenzinitiative abgestimmt werden. Und dabei geht es nicht mehr um eine Forderung einer ĂŒbermotivierten Jungpartei, sondern um ein breit abgestĂŒtztes BĂŒndnis von SP, BDP, EVP und GrĂŒnen.
Lobbywatch will bereits jetzt wissen, wieviel National- und StÀnderÀte mit ihren ausserparlamentarischen TÀtigkeiten in VerbÀnden und Organisationen verdienen. Dazu kontaktiert Lobbywatch derzeit alle National- und StÀnderÀte und fordert die Offenlegung ihrer bezahlten Engagements.
Letztes Jahr resultierte aus einer Ă€hnlichen Befragung noch ein ernĂŒchterndes Ergebnis. Damals legte nur knapp ein FĂŒnftel der Parlamentsmitglieder ihre Einnahmen offen. Dieses Jahr, so zeigen erste RĂŒckmeldungen, dĂŒrfte der Anteil deutlich höher ausfallen.
Politiker, die jetzt noch nicht verstanden haben, was Transparenz fĂŒr die eigene GlaubwĂŒrdigkeit bedeutet, sollten dringend ĂŒber die BĂŒcher.