22.09.2017 12:45 â Dimitri Zufferey
Die Schlacht um den neuen Kampfjet de Armee hat begonnen. Noch bevor der Bundesrat formell beschlossen hat, die F/A-18 und die Tiger zu ersetzen, bringen sich fĂŒnf auslĂ€ndische Flugzeugbauer in Stellung.
Die Breitling Sion Airshow ist ein Spektakel fĂŒr das Volk, mit allen möglichen Akrobatikshows und VorfĂŒhrungen. Hinter den Kulissen spielte sich Mitte Semptember ein Gerangel ab, indem es um mehrere Milliarden Franken geht: der Kampf um den neuen Jet fĂŒr die Schweizer Armee. Dies obschon der Bundesrat noch nicht einmal entschieden hat, dass ein solcher ĂŒberhaupt angeschafft werden soll, selbst wenn die Notwendigkeit unbestritten ist. Das Stimmvolk wird voraussichtlich erst 2022 darĂŒber entscheiden können.
An de Airshow in Sion kĂ€mpften die Flugzeughersteller jedoch bereits um jede Stimme, wie ein Beitrag der Tagesschau von RTS zeigt [LINK] Hauptsponsor des Anlasses war Airbus. Als Werbung fĂŒr seinen Eurofighter verteilte der Flugzeugbauer in Sion tausende von MĂŒtzen. «Es ist zwar die Armee, die das Flugzeug letztlich auswĂ€hlt», sagt Alexandre Vinh, Chef der Eurofighter-Kampagne in der Schweiz, «aber bei der Abstimmung ĂŒber den Gripen hat man gesehen, dass das Volk die Zustimmung zum GeschĂ€ft verweigert, wenn es nicht genug Informationen und zu viele Fragen hat.»
Diese helvetische Besonderheit haben die Flugzeugbauer offensichtlich begriffen. Bei Saab vertraut der Verantwortliche fĂŒr die Schweiz und SĂŒdeuropa, Rustan Nicander, deshalb auf die Dienste einer Kommunikationsberaterin, die ihm wĂ€hrend des Anlasses nicht von der Seite weicht. «Es war eine politische Enscheidung, und letztlich eine Budgetfrage», erklĂ€rt er. «Das Volk hat das Recht zu entscheiden, was mit seinen Steuern passiert. Wir denken jedoch, dass wir heute sehr gute Chancen haben zu beweisen, dass wir ein gutes Produkt haben.»
Der wahre Kampf um den neuen Schweizer Kampfjet spielt sich jedoch in Bern ab, wo die Flugzeugbauer BĂŒros bereits gemietet haben oder sich von PR-Agenturen vertreten lassen und so ganz diskret unter der Bundeshauskuppel aktiv werden. So hat sich beispielsweise Dassault am Bahnhofplatz 11 im Komplex des Schweizerhofs eingemietet. Das Ziel der Lobbyisten: die Parlamentarier, die ĂŒber die Neuanschaffung entscheiden mĂŒssen. Im Betrag von RTS erklĂ€rt etwa Claude BĂ©glĂ© (CVP, VD), wie er von einem Vertreter eines Herstellers unverblĂŒmt darauf angesprochen wurde, auf welcher Seite er stehe.
Nicht nur die Flugzeughersteller selber lobbyieren. Hinter den Kulissen ist unter anderem auch Philippe Zahno aktiv. Der GeneralsekretĂ€r der Westschweizer RĂŒstungslobby Groupe Romand pour le Materiel de DĂ©fense et de SĂ©curitĂ© (GRMD) will bei dem GeschĂ€ft möglichst viele AuftrĂ€ge fĂŒr welsche Firmen herausholen, wie er offen einrĂ€umt. Dazu organisiert er bereits jetzt Treffen zwischen Flugzeugherstellern und möglichen Zulieferern aus der Romandie. Schliesslich, so Zahno, sei das erwartete Auftragsvolumen fĂŒr einen neuen Kampfjet und ein neues Luftabwehrsystem mit drei Milliarden Franken «gigantisch»: «Und warum sollte die Schweizer Wirtschaft letztlich die Armee unterstĂŒtzen, wenn es keine KompensationsgeschĂ€fte gĂ€be?»
Den Beitrag von RTS sehen Sie hier.