17.06.2014 09:09 â Otto Hostettler
BundesrĂ€te sollen kĂŒnftig nach ihrem RĂŒcktritt zwei Jahre warten mĂŒssen, bevor sie bei einem Unternehmen auf der Lohnliste stehen. Der Nationalrat stellt sich zum zweiten Mal hinter zwei Vorstösse; dieses mal mit 101 gegen 74 Stimmen. Der Nationalrat musste deshalb nochmals abstimmen, weil die Forderungen von Susanne Leutenegger-Oberholzer (SP) und Max Binder (SVP) im StĂ€nderat keine Mehrheit gefunden hatten.
Ob die Schweiz kĂŒnftig Regelungen fĂŒr einen Seitenwechsel der BundesrĂ€te erlĂ€sst, ist damit nach wie vor offen. Zur Diskussion steht zwar nicht etwa ein komplettes Verbot wĂ€hrend einer bestimmten Zeit, sondern lediglich eine moderate EinschrĂ€nkung. Ein Bundesrat könnte kĂŒnftig kein Mandat ĂŒbernehmen, das in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner bisherigen RegierungstĂ€tigkeit stehen wĂŒrde. Weil Moritz Leuenberger nach seinem RĂŒcktritt als Infrastrukturminister zum börsenkotierten Baukonzern Implenia wechselte, nennt sich die Regelung «Lex Leuenberger».
Leuenberger ist kein Einzelfall. Schon frĂŒher wechselten Schweizer BundesrĂ€te nach Ihrer Zeit im Bundeshaus in Top-Positionen grosser Kapitalgesellschaften. Der einstige CVP-Bundesrat Joseph Deiss wechselte ein Jahr nach seinem Abgang aus dem Volkswirtschaftsdepartement zum Konjunkturforschungsunternehmen BAK Basel, spĂ€ter wurde er Verwaltungsrat des Milchverarbeitungskonzern Emmi, dann heuerte er beim börsenkotierten Sicherheitsunternehmen Kudelski an. Inzwischen prĂ€sidiert er den Energiekonzern Alstom Schweiz (seit 2012). FĂŒr die Zurich Versicherung mit Sitz in Irland fungiert der einstige Bundesrat als so genannter «Non-executive Director», diesen Posten ĂŒber er auch aus als er 2010 die UN-Vollversammlung prĂ€sidierte.
Den Ăbergang vom Bundesrat in die Privatwirtschaft gelang auch der einstigen Justiz- und Polizeiministerin Ruth Metzler. Nach ihrer Abwahl wechselte sie â immerhin nach einer Frist von zwei Jahren â zu Novartis, war spĂ€ter fĂŒr die SIX Group tĂ€tig und sitzt nun im Verwaltungsrat der AXA, des grössten Versicherungskonzerns Europas.