29.11.2015 23:03 â Otto Hostettler
Nicht immer sind es die Parlamentarier, manchmal verhindern auch die Parlamentsdienste Transparenz. Der aktuellste Fall betrifft ausgerechnet Bundesrats-Kandidat Thomas Aeschi.
SVP-Nationalrat Thomas Aeschi möchte gerne Bundesrat werden. Als einer von drei von der SVP-Fraktion gekĂŒrten Parlamentariern kann er sich durchaus Hoffnungen machen. Landauf-landab machten sich seit der Vorab-KĂŒr durch die SVP die Medien daran, beim potenziellen Bundesrat hinter die Kulissen zu blicken. Wie lebt Aeschi, wofĂŒr steht er, mit wem ist er beruflich verbandelt?
So machte die «Zentralschweiz am Sonntag» publik, Aeschi arbeite seit 2008 fĂŒr die Booz & Company GmbH (heute mit dem Namen PWC Strategyand ein Teil von PWC). Einst hiess die Firma aber Booz Allen Hamilton und gehörte zum gleichnamigen global agierenden Dienstleister, der auch fĂŒr den amerikanischen Geheimdienst NSA arbeitete und durch Whistleblower Edward Snowden zweifelhafte BerĂŒhmtheit erlangte. Die Frage drĂ€ngt sich auf: Weshalb hat Aeschi ausgerechnet diese Interessenbindung nicht im offiziellen Register der Parlamentsdienste deklariert?
Recherchen von Lobbywatch zeigen nun jedoch: Aeschi hat nichts versteckt. Als er Ende 2011 sein Amt als Nationalrat antrat, meldete er im Bundeshaus seine Interessenbindungen an â inklusive seinen Arbeitsgeber. Handschriftlich gab Aeschi damals Booz & Company GmbH als Arbeitgeber an. Doch aufgrund einer fragwĂŒrdigen Gesetzesinterpretation wurde dessen Interessenbindung von den Parlamentsdiensten nie veröffentlicht.
Die Parlamentsdienste sind der Ansicht, dass fĂŒr die Publikation eines Arbeitgebers «keine Rechtsgrundlage besteht», wie Elisabeth Noser vom Rechtsdienst sagt. Demnach mĂŒssten nur «berufliche TĂ€tigkeiten», nicht aber der Arbeitgeber genannt werden. Nur wenn Parlamentarier eine eigene Firma haben, mĂŒssen sie den Arbeitgeber â also ihre Firma â deklarieren.
Auf welcher Grundlage ihre eigenartige Interpretation basiert, sagen die Parlamentsdienste nicht. Doch damit entsteht die absurde Situation, dass selbststĂ€ndig erwerbende Parlamentarier ihre Firma angeben mĂŒssen. Bei angestellten Parlamentariern verzichten jedoch die Parlamentsdienste darauf, den Arbeitgeber zu nennen.
Offenbar hat diese Interpretation in letzter Zeit vermehrt fĂŒr Ărger gesorgt. So wurde erst gerade eine parlamentarische Initiative von EVP-NationalrĂ€tin Marianne Streiff in der vorberatenden Kommission gutgeheissen, wonach Parlamentarier explizit auch ihren Arbeitgeber deklarieren mĂŒssen. Ob diese PrĂ€zisierung aber im neu gewĂ€hlten Parlament eine Mehrheit findet, ist unklar. Denn in der Kommission schaffte Streiff nur mit Stichentscheid der PrĂ€sidentin eine Mehrheit.