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Eine IG ĂŒbernimmt die Gesundheitskommission

08.01.2015 13:17 – Thomas Angeli

Mit der «IG biomedizinische Forschung und Innovation» ist eine neue Lobbygruppierung im Bundeshaus aufgetaucht. Mit dabei sind prominente Politiker – und altbekannte Strippenzieher.

Artikel 63 des Parlamentsgesetz ist eine gummige Angelegenheit: «Die Ratsmitglieder, welche sich fĂŒr einen bestimmten Sachbereich interessieren, können sich zu parlamentarischen Gruppen zusammenschliessen», heisst es dort in Abschnitt 1, und weiter: «Die Gruppen melden ihre Konstituierung und ihre Mitglieder den Parlamentsdiensten. Diese fĂŒhren ein öffentliches Register der parlamentarischen Gruppen.» 113 solche Gruppen fĂŒhren die Parlamentsdienste auf ihrer Liste auf – ohne Anspruch auf VollstĂ€ndigkeit: «Soweit dem Sekretariat gemeldet», heisst es zuoberst in dem Dokument.

So fehlt denn auch eine Gruppierung, die erst im Verlauf des letzten Jahres bei den Interessenbindungen von verschiedenen Parlamentsmitgliedern auftauchte: die «IG biomedizinische Forschung und Innovation». Die IG verfĂŒgt weder ĂŒber eine Homepage, noch tritt sie bisher öffentlich in Erscheinung. Doch: wer genau steckt hinter dieser «IG»? StĂ€nderat Joachim Eder (FDP, ZG), der die Gruppe PrĂ€sidiert, schreibt lobbywatch.ch auf Anfrage : «Die IG biomedizinische Forschung und Innovation versteht sich als Interessengemeinschaft fĂŒr den Standort Schweiz der biomedizinischen Forschung und Innovation (namentlich in den Bereichen Pharma und Medizintechnik) und als Leaderin politischer Prozesse zum Erhalt, zur StĂ€rkung und Verbesserung der StandortqualitĂ€t. Sie diskutiert die relevanten und aktuellen Fragen des Standorts mit Fachleuten der Stakeholder, entwirft LösungsvorschlĂ€ge, engagiert sich fĂŒr deren Realisierung und begleitet gesetzgeberische Arbeiten im eidgenössischen Parlament.»

Dort sorgen nicht weniger als 14 bĂŒrgerliche Parlamentarierinnen und Parlamentarier dafĂŒr, dass diese «Begleitung» auch die gewĂŒnschten Resultate bringt. Folgende NationalrĂ€tinnen und NationalrĂ€te haben sich der neuen Lobbygruppe angeschlossen:

Bei der IG sind zudem die folgenden Mitglieder des StÀnderats dabei:

  • Roland Eberle (SVP, TG)
  • Joachim Eder (FDP, Zug)
  • Anne Seydoux (CVP JU) vertreten.

Neun der NationalrĂ€te sitzen auch gleich in der 25-köpfigen Kommisson fĂŒr soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK-N).

Cheflobbyist der Pharmabranche mit an Bord

Interessant sind aber nicht nur die illustren Namen aus dem Parlament, sondern auch diejenigen der ĂŒbrigen Mitglieder. Das Sekretariat der IG befindet sich bei der Interpharma, der gut vernetzten Lobbyorganisation der Pharmabranche und wird von Interpharma-Mitarbeiter Bruno Henggi gefĂŒhrt. Mit von der Partie ist auch deren Cheflobbyist und GeneralsekretĂ€r Thomas Cueni. Mit Interpharma-PrĂ€sident Eric Cornut, seines Zeichens Chief Ethics, Compliance and Policy Officer von Novartis, und Fabian Stadler, dem GeneralsekretĂ€r von Fasmed (Dachverband der Schweizerischen Handels- und Industrievereinigungen der Medizintechnik), sind zudem ein Unternehmen und eine Branchenorganisation vertreten, die bei Diskussionen um Leistungen im Gesundheitswesen ein gewichtiges Wort mitreden.

Noch hat die IG an keiner Vernehmlassung teilgenommen (und wird dementsprechend nach den Kriterien von lobbywatch.ch noch mit der Wirksamkeit «gering» eingestuft). Aber die besten Lobbyisten nehmen sowieso nicht an Vernehmlassungen teil, sondern sitzen im Parlament selbst, wie IG-Mitglied Sebastian Frehner schon vor zweieinhalb Jahren im «Beobachter» einrÀumte: «Kein Lobbyist kann das bewirken, was ein Parlamentarier dank dem direkten Kontakt zu seinen Ratskollegen erreichen kann.»

 

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