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Nationalrat Kutter und seine zwei HĂŒte

05.01.2022 11:00 – Thomas Angeli

Der ZĂŒrcher Mitte-Nationalrat Philipp Kutter engagiert sich gegen die Tabakwerbeverbots-Initiative. Das kollidiert aber mit seinem Engagement bei Alliance Enfance, denn die Jugendschutzorganisation will Tabakwerbung verbieten.

Am Donnerstagnachmittag stellt im Bundesmedienzentrum das Initiativkomitee «Kinder ohne Tabak» seine Argumente fĂŒr ein Ja am 13. Februar vor und erklĂ€rt, warum es ein rigoroses Werbeverbot fĂŒr Tabakprodukte braucht. Schon ein paar Stunden vorher tritt an gleicher Stelle das Gegnerkomitee vor die Medien. Dort referieren die beiden FDP-NationalrĂ€te Damien Cottier (NE) und Rocco Cattaneo (TI), Mike Egger (SVP, SG) sowie der ZĂŒrcher Mitte-Nationalrat Philipp Kutter. Sie lehnen Werbeverbote fĂŒr Tabakprodukte vor allem aus wirtschaftlichen GrĂŒnden ab.

Kutters Auftritt fĂŒr die Gegenkampagne ist brisant. Denn der Kommunikationsberater und PrĂ€sident der Lauterkeitskommission ist auch Co-PrĂ€sident der Kinderschutzorganisation Alliance Enfance – und diese unterstĂŒtzt offiziell die Initiative.

Ein klassischer Interessenskonflikt also – aber nicht fĂŒr Philipp Kutter. Jeder Parlamentarier habe verschiedene Interessen, die er unter einen Hut bringen mĂŒsse, erklĂ€rt er auf Anfrage. Er habe seine ablehnende Haltung im Vorstand von Alliance Enfance offengelegt und begrĂŒndet. Den Gegenvorschlag zur Initiative hingegen unterstĂŒtze er: «Dieser ist fĂŒr den Schutz von Kindern und Jugendlichen wirksam und gleichzeitig verhĂ€ltnismĂ€ssig im Sinne der Gewerbefreiheit.»

Zur Erinnerung: Auch der Gegenvorschlag, der bei einem Nein zur Initiative automatisch in Kraft tritt, sieht WerbeeinschrĂ€nkungen vor – allerdings just dort nicht, wo MinderjĂ€hrige besonders oft Werbung sehen: im Internet, an Kiosken und in SupermĂ€rkten.