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Propaganda unter falscher Flagge

28.05.2021 14:35 – Thomas Angeli

Die Gas- und Erdöllobby kĂ€mpft mit fragwĂŒrdigen Methoden gegen das CO2-Gesetz– und hĂ€lt sich bedeckt.

Das Logo sieht auf den ersten Blick echt aus, die Sprache wirkt ebenfalls authentisch und könnte plakativer nicht sein: Auf der Facebook-Seite «Fck-off-CO2-Gesetz» ist die Rede von «unendlichem Konsum und Wirtschaftswachstum», die «ganz im Sinne der Kapitalist*innen» seien. Sogar das Gendersternchen ist richtig gesetzt. Man könnte meinen, hier spreche die Klimajugend: «Wir brauchen echten Klimaschutz und keine faulen Kompromisse».

Doch die Propagandaaktion ist ein eigentlicher Wolf im Schafspelz und hat mit Klimaschutz nichts zu tun – im Gegenteil. Hinter der Facebook-Seite steht niemand anderes als die Goal AG von Alexander Segert, was dieser gegenĂŒber «Watson» bestĂ€tigt hat. Ziel des Auftrages sei es, «das CO2-Gesetz abzulehnen», zitiert die Online-Plattform den langjĂ€hrigen und umstrittenen SVP-Werbespezialisten. Seine Firma sei von einem «Mitglied/UnterstĂŒtzer der Klimabewegung» beauftragt worden. Um welche «Klimabewegung» es sich handelt, will er jedoch nicht sagen. Die Folgerung, dass diese diametral andere Ziele verfolgt, als die Jugendlichen von Fridays for Future, liegt auf der Hand.

Segert treibt die Propaganda auf die Spitze und wendet eine Technik an, die wir bisher nur aus den USA kennen: Man ĂŒbernimmt die Sprache und Argumente des politischen Gegners und nutzt sie fĂŒr die eigenen Zwecke. Konkret ĂŒbernimmt Segert die Empörung und Kapitalismuskritik der Klimabewegung und verkehrt sie ins Gegenteil.

Die Propaganda des SVP-Werbers bleibt jedoch nicht der einzige Ausrutscher im Abstimmungskampf um das CO2-Gesetz, das am 13. Juni an die Urne kommt. Auch die Macher der Website klimagerecht.ch bedienen sich eines Ausdrucks aus der Klimabewegung – und locken das Publikum auf die falsche FĂ€hrte: Auch diese Aktion macht – anders als der Name suggeriert – gegen das CO2-Gesetz Stimmung. Mit Klimagerechtigkeit, wie sie die Klimabewegung, NGOs und kirchliche Kreise verstehen, hat die im Impressum aufgefĂŒhrte «IG Klimagerecht» jedoch nichts am Hut. Hinter der IG steckt Avenergy, die Branchenorganisation der Öl- und Gasimporteure, welche das CO2-Gesetz vehement bekĂ€mpft. Avenergy trat vor einigen Monaten gar aus dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse aus, weil dieser fĂŒr das Gesetz eintritt. Jetzt ist die Öl- und Gaslobby beim Gewerbeverband untergekommen, der das Gesetz bekĂ€mpft.

Interessant ist auch eine weitere Verbindung: Die IG Klimagerecht hat ihren Sitz bei der Kommunikationsplan AG an der Christoffelgasse 3 in Bern. An der gleichen Adresse ist auch der Energie Club Schweiz zuhause. Die Online-Plattform «Infosperber» deckte 2018 auf, dass hinter dem Energie Club viel Geld und vor allem eine Ă€usserst atomfreundliche Haltung steckt. Und wen wundert’s: Auch der Energie Club bekĂ€mpft das CO2-Gesetz – und dies sogar in einer Art Personalunion: Der GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Energie Clubs ist Mitarbeiter der Kommunikationsplan AG, welche die «IG Klimagerecht» vertritt.