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Parteienfinanzierung: Nun ist auch der Nationalrat fĂŒr mehr Transparenz

03.03.2021 15:13 – Thomas Angeli

Der Nationalrat hat ein Einsehen und macht einen Schritt in Richtung Transparenz bei der Finanzierung von Parteien und Kampagnen.

Wenn Nadine Masshardt nach einer Debatte ĂŒber mehr Transparenz in der Politikfinanzierung lachend aus dem Bundeshaus tritt, muss drinnen Aussergewöhnliches passiert sein. Zu oft hat die Berner SP-NationalrĂ€tin und Ko-PrĂ€sidentin des Komitees fĂŒr die Transparenzinitiative in den vergangenen Jahren miterleben mĂŒssen, wie die bĂŒrgerlichen Mehrheiten in beiden RĂ€ten sich mit HĂ€nden und FĂŒssen dagegen wehrten, die Finanzierung von Parteien und politischen Kampagnen auch nur ansatzweise offenzulegen.

Nun hat aber der Nationalrat einer parlamentarischen Initiative zugestimmt, die die zentralen Anliegen der Transparenzinitiative aufnimmt – und in einem entscheidenden Punkt sogar weiter geht.

Zur Erinnerung: Die Initiative fordert, dass Zuwendungen an politische Parteien ab einem Betrag von 10 000 Franken von den Parteien deklariert werden mĂŒssen. Ebenso sollen Parteien und Komitees detailliert Rechenschaft ablegen, wenn eine Kampagne oder ein Wahlkampf mehr als 100 000 Franken kostet.

BĂŒrgerliche Ratsmitglieder wehrten sich heftig und brachten letztes Jahr im StĂ€nderat schliesslich eine parlamentarische Initiative ein, die die ursprĂŒnglichen Absichten der Initiantinnen und Initianten ad absurdum fĂŒhrten: Spenden sollten erst ab 25 000 Franken offen gelegt werden, Wahlkampf- und Abstimmungsbudgets erst ab einer Höhe von 250 000 Franken – Summen, die fĂŒr Schweizer VerhĂ€ltnisse so hoch sind, dass das Gesetz kaum je greifen wĂŒrde.

Bereits im Vorfeld der Nationalratsdebatte senkte aber die zustĂ€ndige StĂ€nderatskommission den Schwellenwert fĂŒr Kampagnen und AbstimmungskĂ€mpfe ĂŒberraschend auf 50 000 Franken. Jetzt nahm der Nationalrat einen Kompromissvorschlag von Andri Silberschmidt (FDP, ZH) ĂŒberraschend deutlich an: Spenden an Parteien sollen demnach ab 15 000 Franken offen gelegt werden, die Ausgaben fĂŒr Kampagnen und Abstimmungen aber schon ab 50 000 Franken.

Noch gibt es HĂŒrden: Die Vorlage geht noch einmal in den StĂ€nderat. Dieser muss unter anderem noch einmal darĂŒber befinden, ob Ausgaben fĂŒr StĂ€nderats-WahlkĂ€mpfe ebenfalls unter das Gesetz fallen. UrsprĂŒnglich hatte die Mehrheit der Kleinen Kammer dies – nicht ganz uneigennĂŒtzig – abgelehnt. Die BegrĂŒndung erinnerte an ein Versteckspiel: StĂ€nderatswahlen fielen in die Kompetenz der Kantone, nicht des Bundes. Auch ĂŒber die Sanktionen bei mutwilligen Verstössen gegen die Transparenzbestimmungen muss der StĂ€nderat noch einmal entscheiden.

«Das ist ein entscheidender Schritt in Richtung mehr Transparenz bei der Politikfinanzierung», sagt Nadine Masshardt. Die goldene BrĂŒcke fĂŒr den RĂŒckzug der Initiative ist gebaut, und der Bund geht – endlich – in die Richtung, die primĂ€r von den welschen Kantonen seit einiger Zeit vorgespurt wird. Jetzt muss der StĂ€nderat nur noch die letzten Steine einsetzen.

Die Initiative sollte eigentlich noch dieses Jahr zur Abstimmung kommen. Nun ist plötzlich ein RĂŒckzug denkbar, weil die zentralen Forderungen mit wenigen Ausnahmen erfĂŒllt sind.

Bild: Transparenz-Initiative/Atelier BlÀuer