29.01.2019 07:00 â Otto Hostettler
Vielleicht erfahren StimmbĂŒrgerinnen und StimmbĂŒrger doch noch eines Tages, wer den Parteien und Politikern bei Abstimmungen und Wahlen mit grossen Geldsummen unter die Arme greift.
Bis heute herrscht in der Schweiz punkto Parteien- und Wahlkampffinanzierung Null Transparenz. Wie locker aber das Geld von Grossspendern bisweilen fliessen kann, zeigt der Fall des Genfer FDP-Regierungsrats und Fast-Bundesrats Pierre Maudet: Zwischen 2012 und 2018 verbuchte Maudet fast 400'000 Franken an Spenden. Privatbankiers, Immobilien- und Hotelunternehmer sowie Private ĂŒberwiesen gleich mehrere Zehntausend Franken, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.
2012, Maudet war noch nicht einmal offizieller Kandidat fĂŒr die Regierungsratswahlen, lagen auf dem Konto seines UnterstĂŒtzungsvereins bereits 140'000 Franken. Maudet erklĂ€rt lapidar, BetrĂ€ge von 30'000 Franken, wie sie etwa von der Hotelkette Manotel bezahlt wurden, seien «Standardsummen». Diese BetrĂ€ge seien selbstverstĂ€ndlich nicht an Gegenleistungen geknĂŒpft, heisst es von allen Seiten.
Dass die Ăffentlichkeit im Fall von Pierre Maudet erfĂ€hrt, von wem er die hohen GeldbetrĂ€ge fĂŒr seinen Wahlkampf erhalten hat, ist nicht etwa auf die Offenheit des FDP-Politikers zurĂŒckzufĂŒhren, sondern auf die Recherchen von Journalistinnen und Journalisten.
Doch womöglich hilft der Fall Maudet, dass in der Schweiz die undurchsichtige Politikfinanzierung nicht lĂ€nger ein Tabu bleibt. Von der Staatspolitischen Kommission (SPK) des StĂ€nderats kommen jedenfalls plötzlich neue Töne: In einem von der Ăffentlichkeit kaum beachteten Entscheid hat die Kommission mit acht zu drei Stimmen (bei zwei Enthaltungen) beschlossen, eine sogenannte Kommissionsinitiative auszuarbeiten.
«Die Kommission sieht bezĂŒglich der Transparenz der Finanzierung von politischen Parteien sowie von Wahl- und Abstimmungskampagnen Handlungsbedarf», schreibt die SPK. Sie will nun bis im FrĂŒhling einen Vorschlag vorlegen, wie eine Regelung auf Gesetzesstufe aussehen könnte.
Auslöser fĂŒr das Tauwetter in der seit Jahren tabuisierten Politikfinanzierung spielt massgeblich die Transparenzinitiative der SP, GrĂŒnen, BDP, EVP und anderen Organisationen mit. Diese bereits eingereichte Volksinitiative fordert, dass Politiker und Abstimmungskomitees Spenden ĂŒber 10'000 Franken offen legen mĂŒssen, wenn sie in ihrer Kampagne ĂŒber 100'000 Franken einsetzen. Der Bundesrat lehnte letzten Sommer die Transparenzinitiative ab und wollte dem Stimmvolk auch keinen Gegenvorschlag vorlegen. Jetzt will die Staatspolitische Kommission des StĂ€nderats den Weg dazu doch noch ebnen.