22.08.2018 06:43 – Thomas Angeli
Nach Korruptionsvorwürfen müssen die Mitglieder der Parlamentarischen Versammlung des Europarats ihre Gelder offenlegen. Das bringt Schweizer Abgeordnete in Verlegenheit.
Bald bricht ein Tabu und die ersten Schweizer Parlamentarier müssen ihre Einnahmen offen legen. Viel zu aufwendig, findet bisher eine Mehrheit im Bundeshaus. Und sowieso: das geht niemanden etwas an. In der Schweiz nennt man das Privatsphäre. Kein Problem, findet man hingegen in Strassburg, dem Sitz der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PVER). Nach Korruptionsvorwürfen gegen Abgeordnete hat man dort neue Transparenzregeln eingeführt.
Auch die zwölf Mitglieder der Schweizer Delegation werden sich diesen Regeln fügen müssen. Sie haben noch bis zum 30. September Zeit, ihre Einkünfte erstmals zu melden. Ab 2019 ist eine jährlich wiederkehrende Deklaration vorgesehen.
Offenlegen müssen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier:
Bei der Schweizer Delegation kommt die neue Regelung nur mässig gut an. So erklärt etwa Doris Fiala (FDP, ZH) im «Blick», es gehe zu weit, «dass wir jedes Mittagessen ausweisen müssen». Fiala irrt jedoch: Geschenke und Einladungen sind erst ab einem Wert von 200 Euro meldepflichtig. Elisabeth Schneider-Schneiter (CVP, BL) findet die Neuregelung gar «schizophren» und überlegt, ob sie der Deklarationspflicht überhaupt nachkommen will. Ihr Tessiner Parteikollege Filippo Lombardi will gar keine Stellung nehmen. Bloss Alfred Heer (SVP, ZH) steht «voll und ganz» hinter der neuen Regelung. Im Gegensatz zur Regelung in den eidgenössischen Räten sieht die PVER auch Sanktionen vor: Wer seine Interessenbindungen und Einkünfte nicht meldet, kann unter anderem mit einem temporären Redeverbot belegt werden.
Erst Ständerätin Liliane Maury Pasquier (SP, VD), die momentan die Parlamentarische Versammlung präsidiert, hat ihre Interessenbindungen angegeben. Ihre Deklaration zeigt: Mit einem kleinen Zusatzaufwand für die Parlamentsmitglieder lässt sich sehr viel Transparenz herstellen. Geht doch.