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Drei harte Wochen

17.03.2018 14:45 – Thomas Angeli

Die FrĂŒhlingssession der eidgenössischen RĂ€te ist Geschichte, und mit ihr auch eine intensive Zeit: fĂŒr Parlamentsmitglieder, fĂŒr Lobbyisten – und auch fĂŒr uns von Lobbywatch.

Zum einen hatten wir mit unserer Timeline zu den SessionsanlĂ€ssen fĂŒr Parlamentarierinnen und Parlamentarier alle HĂ€nde voll zu tun. StĂ€ndig kamen noch neue Steh-Lunches, Abendessen mit CEOs und «ApĂ©ros riches» hinzu. Am Schluss zĂ€hlten wir 49 AnlĂ€sse fĂŒr 12 Sessionstage. Das ist eine stattliche Zahl – und vermutlich nicht einmal die ganze Wahrheit.

Diese intensive LobbyaktivitÀten beeindruckten auch die Macherinnen und Macher des «Echo der Zeit» von Radio SRF. Die von uns dokumentierten AnlÀsse von Interessengruppen, VerbÀnden und Lobbyagenturen sowie unsere Auswertung der Interessenbindungen der nationalen Politik waren denn am letzten Sessionstag auch Thema in der Nachrichtensendung.

WĂ€hrend die Bewirtung der Politiker wĂ€hrend der Session kaum eine unstatthafte VorteilsgewĂ€hrung im strafrechtlichen Sinn ist, ritzt ein anderer Anlass möglicherweise zumindest am Korruptionsstrafrecht. Im aktuellen «Beobachter» deckt Lobbywatch-Co-PrĂ€sident Thomas Angeli auf, wie die Nagra seit Jahrzehnten Parlamentsmitglieder zu «Informationsreisen» einlĂ€dt – im Charterflugzeug, mit Übernachtung in den besseren HĂ€usern und vollstĂ€ndig bezahlt von der Nagra. Im nĂ€chsten August geht es nach Schweden und Deutschland. Wir bleiben dran.

Über eine andere Reise berichtete das Nachrichtenportal «Zentralplus». Anlass war ein simpler Tweet von Lobbywatch, in dem wir kritisierten, dass der Milchpumpen-Hersteller Medela aus Zug Journalisten an den 13. Still-Kongress nach Paris einlĂ€dt. Medela liess darauf verlauten, man vertraue auf die UnabhĂ€ngigkeit der Journalisten. Und wir warten gespannt, in welchen Medien wir in den kommenden Monaten BeitrĂ€ge ĂŒber Muttermilch und Milchpumpen lesen werden.

Spannend ist auch die Geschichte von Christoph Lenz, der im «Tages-Anzeiger» berichtet, wie die Versicherungslobby das Gesetz zur Überwachung von Versicherten durch das Parlament drĂŒckte, «Als wĂ€re der Teufel hinter ihnen her». Lesen Sie unbedingt bis zum Schluss. Mit dem letzten Satz wissen Sie, weshalb es Lobbywatch braucht.

Noch etwas weniger weit als die Versicherungslobby ist im Moment die Pharmalobby, wie «Infosperber» letzte Woche berichtete. Mit der UnterstĂŒtzung des Berner SP-StĂ€nderats Hans Stöckli versucht sie gerade, ein neues Medikament fĂŒr die Behandlung der zystischen Fibrose fĂŒr kassenpflichtig erklĂ€ren zu lassen. Bisher wehrte sich das Bundesamt fĂŒr Gesundheit erfolgreich dagegen, und mit gutem Grund: Das Medikament kostet fĂŒr eine Jahrestherapie 200 000 Franken – und der zusĂ€tzliche Nutzen zur heutigen Therapie hĂ€lt sich laut «Infosperber» in Grenzen. Nun schaltete der Pharmakonzern Vertex einen Gang höher und schrieb einen offenen Brief an BundesprĂ€sident Alain Berset. Auch so geht Lobbying.