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Die Bankenlobby zeigt, wie man Politik macht 

11.09.2017 05:12 – Thomas Angeli

Die Lobbies hatten im Vorfeld der heute beginnenden Herbstsession wieder einmal viel zu tun, denn die Bundesratswahl vom 20. September ist bei weitem nicht das einzige gewichtige Thema: Es geht um Banken, Versicherungen und Billag-Gegner.

Mit dem Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) wird der Nationalrat am kommenden Mittwoch zeigen, wie man ein eigentlich konsumentenfreundliches Gesetz ins Gegenteil verkehren kann. Beeindruckt von der grossen Bankenkrise vor zehn Jahren, wollte der Bundesrat mit dem Fidleg den Anlegerschutz stĂ€rken. Die vorberatenden Kommissionen fĂŒr Wirtschaft und Abgaben (WAK-N und WAK-S) zerzausten jedoch den Vorschlag derart grĂŒndlich, dass davon kaum mehr etwas zu merken ist. So strichen die beiden Kommissionen unter anderem die Beweislastumkehr. Das heisst: Vorgesehen war, dass Finanzberater hĂ€tten beweisen mĂŒssen, das ihre Beratung korrekt war. Neu mĂŒssen Bankkunden belegen, dass sie getĂ€uscht wurden. FĂŒr Kunden ein schier hoffnungsloses Unterfangen, die Banken können sich die HĂ€nde reiben. Gestrichen wurde aus dem Gesetzesentwurf auch die Möglichkeit von Gruppenklagen gegen Banken. Mehr noch: Kleinanleger mĂŒssen weiterhin die Prozesskosten bevorschussen, wenn sie eine Bank vor Gericht ziehen wollen. Weil aber Bankkunden in den wenigsten FĂ€llen hohe Prozesskosten bevorschussen können, wenn sie gerade ihr Erspartes verloren haben, können sich so die Banken zusĂ€tzlich vor juristischen Folgen schĂŒtzen. Die Bankenlobby in den beiden Kommissionen hat ganze Arbeit geleistet. Gleiches lĂ€sst sich auch von der Versicherungslobby sagen: Sie schaffte es, dass Versicherungen vom Fidleg ausgenommen sind – obschon sie auch Finanzdienstleistungen anbieten.

Zu reden geben dĂŒrften auch die verschiedenen Vorstösse und Vorlagen zur Rolle und Finanzierung der SRG. Hier geht es in erster Linie um die «No-Billag»-Initiative. Die vom StĂ€nderat bereits abgelehnte Initiative kommt am 14. September in den Nationalrat – wo mit Sebastian Frehner, Philippe Nantermod und Lukas Reimann gleich drei Mitglieder des Initiativkomitees sitzen. Zudem lobbyiert die Economiesuisse gemĂ€ss «Sonntagsblick» fĂŒr einen Gegenvorschlag, mit dem die Billag-GebĂŒhren von 400 auf 200 Franken halbiert werden sollten. Auch die Gegner der Initiative waren jedoch in den vergangenen Monaten aktiv, allen voran die SRG, die zur BekĂ€mpfung des Volkbegehrens eine prominent besetzte Arbeitsgruppe mit dem Namen Trafögl (RĂ€toromanisch fĂŒr Kleeblatt) ins Leben gerufen hat, wie die «Schweiz am Wochenende» aufdeckte.

Auch die Raumplanung wird ein Thema sein. Der StĂ€nderat debattiert in der letzten Sessionswoche zwei Standesinitiativen aus den Kantonen GraubĂŒnden und Wallis. Diese verlangen, dass nicht mehr landwirtschaftlich genutzte StĂ€lle und MaiensĂ€sse kĂŒnftig als WohnhĂ€user genutzt werden dĂŒrfen. Das Anliegen der Berggebiets- und Bauernlobby, das die Umnutzung von 400 000 GebĂ€uden ausserhalb der Bauzonen ermöglichen wĂŒrde, stiess in der vorberatenden Kommission des StĂ€nderats zumindest teilweise auf offene Ohren. Die Kommission schlĂ€gt in einem eigenen Vorschlag eine leicht abgeschwĂ€chte Variante vor.

Nicht zuletzt wird das Parlament in eigener Sache aktiv: Der StĂ€nderat diskutiert ĂŒber eine parlamentarische Initiative von Andrea GeissbĂŒhler (SVP, BE). Sie verlangt, dass auch ĂŒber die Abstimmungen in der kleinen Kammer Namenslisten publiziert werden sollen – eine ĂŒberfĂ€llige Massnahme hin zu mehr Transparenz. DarĂŒber hinaus entscheidet der StĂ€nderat ĂŒber die EntschĂ€digung von Parlamentsmitgliedern. Neu sollen nur noch diejenige Parlamentarierinnen und Parlamentarier 180 Franken pro Übernachtung erhalten, die die Nacht auch tatsĂ€chlich in Bern verbringen. Schwer haben dĂŒrfte es in diesem Zusammenhang auch eine parlamentarische Initiative von Susanne Leutenegger-Oberholzer (SP, BL). Sie verlangt, dass die Parlamentsmitglieder kĂŒnftig ihre so genannte «JahresentschĂ€digung fĂŒr Personal- und Sachausgaben» von 33 000 Franken versteuern mĂŒssen. Hintergrund des Vorstosses ist eine Studie der UniversitĂ€t Genf, die zeigte, dass nur etwa die HĂ€lfte der Parlamentsmitglieder mit dem Geld tatsĂ€chlich einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin anstellen – und die anderen mit dem Geld steuerfrei ihr Einkommen aufbessern.