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Und wieder will ein Kanton Transparenz

11.02.2020 07:13 – Otto Hostettler

Jetzt will auch im Kanton Schaffhausen eine Mehrheit wissen, wer Wahlen und Abstimmungen finanziert. Politiker, Parteien und Komitees mĂŒssen dereinst die Kosten fĂŒr ihre Kampagnen offenlegen.

Die meisten National- und StĂ€nderĂ€te haben MĂŒhe mit Transparenz. Wer ihnen bei Wahlen und Abstimmungen finanziell unter die Arme greift, möchten viele nicht sagen. Doch offensichtlich wĂŒnschen sich WĂ€hlerinnen und WĂ€hler klar mehr Offenheit.

Mit einer Mehrheit von fast 54 Prozent stellte sich nun auch der Kanton Schaffhausen am Wochenende hinter eine Forderung fĂŒr mehr Transparenz in der Politikfinanzierung. Schon wieder stammte die Initiative von der JUSO. 2018 fanden Ă€hnliche Initiativen in Freiburg und in Schwyz eine Mehrheit. Im Tessin, Genf und Neuenburg sind bereits Regelungen in Kraft, wonach Grossspender von Wahlen und Abstimmungen offen gelegt werden mĂŒssen.

Schaffhausen wird nach der Annahme der Juso-Initiative aber eine wesentlich weitergehende Regelung einfĂŒhren, als beispielsweise heute das Tessin kennt. Dort gilt eine Selbstdeklaration; Parteien mĂŒssten eigentlich Zuwendungen von ĂŒber 10'000 Franken offen legen – ob sie es wirklich korrekt tun, ist fraglich.

In Schaffhausen sollen dereinst Firmenspenden ab 1 Franken offengelegt werden, bei Spenderinnen und Spendern (natĂŒrlichen Personen) ab 3000 Franken. Schaffhausen bekommt so das wahrscheinlich schĂ€rfste Transparenzgesetz der Schweiz – in Schwyz und Freiburg existiert auch knappe zwei Jahre nach der Annahme keine verbindliche Regelung – und zeigt damit einmal mehr: StimmbĂŒrgerinnen und -bĂŒrger wollen wissen, woher das Geld fĂŒr Wahl- und Abstimmungskampagnen kommt.

Dieses neuste WĂ€hlerverdikt dĂŒrfte denn auch im Bundeshaus bei einigen National- und StĂ€nderĂ€ten ein mulmiges GefĂŒhl hervorrufen. Denn die Transparenzinitiative des ĂŒberparteilichen Komitees von SP, EVP, BDP, GrĂŒnen, Transparency International und Public Eye hatte im StĂ€nderat keine Chance. Diese Initiative verlangt, dass Parteien ihre Grossspender ab 10'000 Franken offen legen mĂŒssen. Bei Abstimmungskampagnen mit einem Budget von ĂŒber 100'000 Franken mĂŒssten ebenfalls Grossspender deklariert werden.

Der StĂ€nderat konnte sich lediglich zu einem indirekten Gegenvorschlag durchringen. Er sieht vor, dass lediglich Spenden ab 25’000 Franken deklariert werden mĂŒssen –ein Betrag, der fĂŒr schweizerische VerhĂ€ltnisse enorm hoch ist und nur in ganz seltenen FĂ€llen erreicht werden dĂŒrfte. Nun wird als nĂ€chstes der Nationalrat das Thema behandeln. SpĂ€testens nĂ€chstes Jahr sollen die Stimmberechtigten an der Urne darĂŒber entscheiden. Das Beispiel Schaffhausen zeigt: Die Gegner der Transparenzinitiative mĂŒssen sich warm anziehen.