05.03.2017 18:10 â Thomas Angeli
Geldspielgesetz, Klimaabkommen und ein Geheimpapier: LobbymÀssig lÀuft im Bundeshaus zurzeit einiges. Dabei gingen in der ersten Sessionswoche zwei interessante Transparenzvorstösse völlig unter.
Was war das fĂŒr eine Woche! Die Sessionen der eidgenössischen RĂ€te haben ja in Sachen LobbytĂ€tigkeit immer wieder interessante Einblicke zu bieten, aber die erste Woche der FrĂŒhlingssession hatte es ganz besonders in sich.
Eines der Highlights war die Debatte um das Geldspielgesetz im Nationalrat. Da herrschte verkehrte Welt: Ausgerechnet Wirtschaftsvertreter wie etwa der Aargauer Freisinnige Thierry Burkart redeten einer stĂ€rkeren Regulierung das Wort, wĂ€hrend GrĂŒne mit der SVP gemeinsame Sache machten. Die Kernfrage der Vorlage: Sollten einheimische Casinos durch so genannte Netzsperren geschĂŒtzt werden, so dass auslĂ€ndische Anbieter von Online-GlĂŒcksspielen aussen vor bleiben? Ja, fanden da FDP und CVP, in deren Reihen nicht wenige Parlamentarier mit Verbindungen zu Casinos sitzen. Nein fanden die GrĂŒnen, deren Sprecher Balthasar GlĂ€ttli sich in der parlamentarischen Gruppe digitale Nachhaltigkeit engagiert. Nein, fand auch die SVP, und auch hier hatte die Ablehnung ein Gesicht: Lukas Reimann, Hobby-Pokerspieler, der dem Piratenpartei-PrĂ€sident Denis Simonet Zugang ins Bundeshaus gewĂ€hrt, kĂ€mpfte letztlich vergeblich geben die Netzsperren.
Die Debatte um die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens brachte schliesslich wieder etwas von der gewohnten Ordnung in den Rat zurĂŒck. Die SVP kĂ€mpfte als einzige Partei gegen die Ratifizierung â und das hatte einen Grund, wie SP-Nationalrat (und PrĂ€sident der Energiestiftung) Beat Jans deutlich machte: Die SVP und Swissoil haben den gleichen PrĂ€sidenten: Albert Rösti. Aber sehen Sie selbst.
Am Samstag schliesslich deckte der «Tagesanzeiger» auf, wie die Economiesuisse lobbyierte, um die Abstimmung zur Unternehmenssteuerreform 3 zu gewinnen â erfolglos, wie wir inzwischen wissen. Um die Medien zu gewinnen, bestellte man bei der Konjunkturforschungsstelle BAK extra eine Studie, die vor Arbeitsplatzverlusten warnte. Zum Leidwesen der Economiesuisse wurde diese Studie jedoch von den Medien mehr als nur kritisch hinterfragt.
Ob all den AktivitĂ€ten gingen in der Berichterstattung zwei interessante Vorstösse im Parlament praktisch unter: Der Nationalrat hiess eine parlamentarische Initiative von Andrea GeissbĂŒhler (SVP, BE) gut, wonach kĂŒnftig auch im StĂ€nderat bei allen Abstimmungen die Ergebnisse publiziert werden sollen. Bisher ist das in der kleinen Kammer nur bei Schlussabstimmungen der Fall.
Auch GeissbĂŒhlers Parteikollege Alfred Heer (ZH) konnte einen Erfolg verbuchen: Mit einer parlamentarischen Initiative verlangt er, dass Medienschaffende kĂŒnftig darĂŒber Auskunft erhalten können, welche Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Rahmen ihrer Ratsmandate wohin reisen. Auch diesen Vorstoss hiess der Nationalrat diskussionslos gut. Beide Initiativen mĂŒssen nun noch vom StĂ€nderat behandelt werden â Ausgang ungewiss.
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