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Vision Lobbyarbeit

24.04.2021 19:45 – Thomas Angeli

Mit «Vision Konsum» machte sich in den vergangenen Monaten eine neue Konsumentenschutzorganisation bemerkbar. Eine Recherche des «Beobachters» zeigt nun: Bei dem Verein handelt es sich um eine gut getarnte Lobbyorganisation.

Im Sommer 2020 meldete sich in «20 Minuten» quasi aus dem Nichts eine neue Konsumentenschutzorganisation: «Vision Konsum» zeigte in einem Artikel ĂŒber die Probleme der FreibĂ€der wegen Corona grosses VerstĂ€ndnis fĂŒr Preiserhöhungen – aus Konsumentensicht zumindest eine ĂŒberraschende Sicht. Im Herbst sprach sich Vision Konsum dann fĂŒr eine Abschaffung der Importzölle auf IndustriegĂŒter aus. PrĂ€sidentin und FDP-NationalrĂ€tin Daniela Schneeberger argumentierte dabei mit den Interessen der Wirtschaft – eine wenig konsumentenfreundliche Haltung. In der FrĂŒhlingssession des Nationalrats wiederum setzten sich schliesslich gleich zwei Vorstandsmitglieder von Vision Konsum – Philipp Kutter (Mitte ZH) und Therese SchlĂ€pfer (SVP, ZH) – vehement gegen eine striktere Regulierung bei Werbung fĂŒr Tabakprodukte ein. Zudem empfahl der Verein den Parlamentarierinnen und Parlamentariern, eine Motion fĂŒr ein Einfuhrverbot von Waren aus Zwangsarbeit abzulehnen («nicht umsetzbar»), ebenso eine parlamentarische Initiative zum Schutz des Grund-, Trink-, Fluss- und Seewassers vor nachweislich schĂ€dlichen Pestiziden»(«eine ĂŒberflĂŒssige Regulierung»).

Recherchen des «Beobachters»* zeigen nun: Hinter Vision Konsum steckt alt Nationalrat Sebastian Frehner (SVP, BS). Mit an Bord: Japan Tobacco International (JTI), der Tabakmulti aus Dagmersellen, zu dem Frehner schon wĂ€hrend seiner Zeit im Parlament beste Beziehungen unterhielt. Unter anderem trat die Verantwortliche fĂŒr Public Affairs von JTI mindestens zwei Mal an AnlĂ€ssen der von Frehner prĂ€sidierten «IG Genuss» auf.

Auf Fragen will bei Vision Konsum niemand antworten, weder PrĂ€sidentin Schneeberger noch Vorstandsmitglied Frehner, und schon gar nicht GeschĂ€ftsfĂŒhrer und Jung-SVP-PrĂ€sident David Trachsel. Dabei hĂ€tte den «Beobachter» unter anderem interessiert:

  • Von wem wurde Vision Konsum gegrĂŒndet?
  • Wie viele Einzel- resp. Kollektivmitglieder hat der Verein?
  • Wer finanziert die AktivitĂ€ten von Vision Konsum?
  • Wie hoch sind die MitgliederbeitrĂ€ge fĂŒr Einzelmitglieder, resp. fĂŒr Unternehmen?
  • PrĂ€sidentin Daniela Schneeberger (FDP, BL) gibt an, dass ihr Mandat bezahlt ist. Wie hoch ist die EntschĂ€digung dafĂŒr?
  • Was sagt der Verein zum Vorwurf, bei Vision Konsum handle es sich nicht um eine Konsumentenorganisation, sondern um eine Lobbyorganisation, unter anderem der Tabakindustrie?

Vision Konsum blieb alle Antworten schuldig. Affaire Ă  suivre.

*Autor Thomas Angeli ist Redaktor beim «Beobachter» und Verfasser des zitierten Artikels.