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UPDATE - Mehr als die HĂ€lfte der neuen Parlamentsmitglieder deklariert EinkĂŒnfte

15.06.2020 03:00 – Thomas Angeli

Die GrĂŒnen schwingen oben aus, die SP folgt mit Abstand, und die Politikerinnen und Politiker der SVP verweigern jeglichen Einblick in ihre Finanzen. So prĂ€sentiert sich die Transparenzliste 2020 von Lobbywatch.ch.

Unter der Bundeshauskuppel weht offenbar ein frischer Wind: Die neu gewĂ€hlten Mitglieder von National- und StĂ€nderat sind eher bereit, ĂŒber ihre ausserparlamentarischen EinkĂŒnfte zu reden, als dies im «alten» Parlament der Fall war. Von den 79 neuen Ratsmitgliedern haben 46 gegenĂŒber der Transparenzplattform Lobbywatch.ch die EinkĂŒnfte aus ihren Interessenbindungen vollstĂ€ndig offengelegt. Das sind immerhin 58.2 Prozent. Zwei Ratsmitglied legten zudem einen Teil ihrer EntschĂ€digungen offen.

Die Unterschiede zwischen den Fraktionen sind jedoch frappant: Von den 23 neu gewĂ€hlten Mitgliedern der grĂŒnen Fraktion deklarierten alle ihre EinkĂŒnfte. Auf Platz 2 der Transparenzfreudigen folgt die SP mit 76.9 Prozent. Das heisst: Bei der SP, die massgebend hinter der Volksinitiative fĂŒr mehr Transparenz in der Politfinanzierung stehen, legen nur gut drei Viertel der neuen Ratsmitglieder ihre EinkĂŒnfte offen.

Bei den GrĂŒnliberalen schafften 60 Prozent Transparenz, bei der Mitte-Fraktion immerhin die HĂ€lfte, bei der FDP lediglich 20 Prozent. Auf dem letzten Platz liegt die SVP. Keines der 11 neu gewĂ€hlten Ratsmitglieder konnte sich dazu durchringen, seine EinkĂŒnfte aus Mandaten bei VerbĂ€nden, Organisationen und Unternehmen offenzulegen.

FĂŒr Lobbywatch-Co-PrĂ€sident Otto Hostettler sind diese Zahlen erfreulich und bedenklich zugleich: «Dass die gesamte neugewĂ€hlte GrĂŒnen-Delegation ihre EinkĂŒnfte offenlegt, stimmt uns zuversichtlich. Andererseits ist es fĂŒr uns unverstĂ€ndlich, warum man sich insbesondere bei der SVP mit dem Gedanken derart schwer tut, dass Personen in öffentlichen Ämtern deklarieren sollten, von wem sie Geld erhalten.»

Lobbywatch.ch, die Plattform fĂŒr transparente Politik, publiziert die Transparenzliste bereits zum vierten Mal. Die Ergebnisse der aktuellen Liste lassen sich jedoch aus verschiedenen GrĂŒnden nur bedingt mit den Resultaten der frĂŒheren Jahre vergleichen. Zum einen umfasste die im Herbst 2019 im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen publizierte Transparenzliste nur die wiederkandidierenden Politikerinnen und Politiker. Zum anderen fand mit dem Beginn der laufenden Legislatur im Dezember 2019 ein eigentlicher Systemwechsel statt. Seither mĂŒssen die Mitglieder von National- und StĂ€nderat gegenĂŒber den Parlamentsdiensten deklarieren, ob ein Mandat ehrenamtlich oder gegen Bezahlung ausgefĂŒhrt wird. Diese neue Deklarationspflicht hat Lobbywatch.ch erst fĂŒr die neuen Ratsmitglieder erfasst.

Hier finden Sie die Transparenzliste 2020 und eine Auswertung nach Fraktionen.

PrĂŒfen Sie selber, ob die von Ihnen gewĂ€hlten Politikerinnen und Politiker ihre EinkĂŒnfte offen legen. Wenn Sie dazu eine Person in der Suche auf Lobbywatch gefunden haben, klicken Sie auf eine seiner/ihrer Interessenbindungen. Transparente Parlamentsmitglieder legen hier offen, wieviel sie mit einer TĂ€tigkeit bei einem Verband, einer Firma oder einer Organisation jĂ€hrlich verdienen. Wer diese Angaben unvollstĂ€ndig bekannt gibt, gilt bei Lobbywatch als «teilweise transparent». GemĂ€ss Gesetz mĂŒssen die Mitglieder von National- und StĂ€nderat lediglich offenlegen, ob eine TĂ€tigkeit ehrenamtlich oder bezahlt ausgefĂŒhrt wird – ohne Angabe des finanziellen Umfangs. Eine aus Sicht von Lobbywatch ungenĂŒgende Regelung.

UPADTE VOM 16.6.2020: In der am Vortag publizierten Fassung waren die Prozentzahlen nicht korrekt. Zudem prÀzisierten und ergÀnzten nach der Publikation diverse Parlamentsmitglieder ihre Angaben, wodurch die Werte angepasst werden mussten.