06.09.2024 12:03 â Balz Oertli
Die UBS, der Wirtschaftsdachverband EconomieSuisse und eine Sika-Erbin: Zum ersten Mal mussten die nationalen Parteien einen Teil ihrer Geldgeber:innen offenlegen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt jedoch, dass weiterhin unklar bleibt, welche Partei ĂŒber wie viel Geld verfĂŒgt. Deutlich wird jedoch, wie stark die Schweizer Politik auf GroĂspender:innen angewiesen ist. Seit der EinfĂŒhrung der neuen Transparenzregeln zur Politikfinanzierung im letzten Herbst ist die nationale Politik verpflichtet, teilweise Einblick in ihre Finanzen zu gewĂ€hren. KampagnenfĂŒhrende mussten bereits fĂŒr drei UrnengĂ€nge ihre Finanzen der Eidgenössischen Finanzkontrolle offen legen. Nun mussten auch die im Parlament vertretenen Parteien erstmals bekannt geben, wie viel sie im vergangenen Jahr eingenommen haben.
Kein Vergleich möglich Die Schweiz kennt keine offizielle Parteienfinanzierung: Parteien sind, wie der lokale Turnverein, von den Spenden und MitgliederbeitrĂ€gen abhĂ€ngig. Die mangelnde Transparenz bei der Schweizer Parteifinanzierung kritisiert Lobbywatch bereits seit Jahren. Mit der Offenlegung der Jahreseinnahmen schien eine alte Forderung erfĂŒllt. Folgt man den veröffentlichten Budgets, scheint die SP mit Abstand die reichste Partei. Mit 9 Millionen hat sie letztes Jahr einen Drittel mehr verdient als die SVP auf Rang 2. Aber: Die Gesamteinnahmen der Parteien sind nur begrenzt aussagekrĂ€ftig, denn sie lassen keinen Vergleich zwischen den Parteien zu. So deklarierte die SP fĂŒr 2023 ĂŒber 600â000 Franken an MitgliederbeitrĂ€gen. Die Mitte-Partei dagegen gar keine. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Zahlen zum âVerkauf von GĂŒtern und Dienstleistungenâ. Auch hier deklarierte die SP Einnahmen von ĂŒber 600â000 Franken. Die SVP verdiente damit gerade mal 60â000 Franken.
Ein wesentlicher Grund dafĂŒr liegt darin, dass nur die nationale Partei der Offenlegungspflicht unterliegt, nicht aber ihre Kantonalsektionen. Je zentralisierter eine Partei organisiert ist, desto umfassender muss sie ihre Finanzen offenlegen. Gleiches gilt fĂŒr Komitees: Je mehr Kampagnen eine Partei selbst durchfĂŒhrt und nicht an Komitees oder Dritte delegiert, desto mehr finanzielle Mittel muss sie bei der EFK deklarieren.
Zwar erzielte die SP Schweiz 2023 die höchsten Einnahmen, doch das macht sie nicht automatisch zur reichsten Partei. Es könnte auch daran liegen, dass sie stĂ€rker zentralisiert ist oder im Gegensatz zu anderen Parteien mehr Kampagnen selbst durchfĂŒhrt. Aus den vorliegenden Zahlen lĂ€sst sich dies jedoch nicht ablesen. Ein echter Vergleich zwischen den Parteien ist daher anhand der neuen Daten nicht möglich.
Und so rÀumte die EFK an einem MediengesprÀch auch ein: Die Zahlen zeigten nicht, wer am meisten Geld habe, sondern nur, wie unterschiedlich die Parteien organisiert seien.
Das Bankenland Schweiz
Aufschlussreicher als die Gesamteinnahmen sind die Parteispenden. Solche mĂŒssen die Parteien ab einer Grösse von 15'000 Franken offenlegen. Und diese Zahlen haben es in sich: Die zehn grössten Spender:innen beschenkten die Parteien im letzten Jahr mit 6 Millionen. Das macht 20 Prozent des Gesamtbudgets aller Parteien aus. Am meisten Geld floss 2023 von der UBS. Ganze 1,125 Millionen zahlte die Grossbank an die Parteien SVP, FDP, Mitte und GLP. Dazu passen die Aussagen von Personen aus verschiedenen Parteisekretariaten, dass die UBS nur Parteien unterstĂŒtze, die sich zum Bankenplatz Schweiz bekennen. Geldgeberin Nummer zwei ist die EconomieSuisse â auch sie vergab eine Million an das bĂŒrgerliche Lager. Dagegen profitierte das linke Lager von der drittgrössten Spende: Es ist die bereits bekannte Million von Sika-Erbin Carmita Burkard ans Wahlkampfbudget der GrĂŒnen.
Auch der Blick auf die verschiedenen Branchen ist aufschlussreich. Banken und Versicherungen fĂŒhren das Feld an: Mit 3 Millionen Franken tragen sie 10% zu den Parteibudgets bei. Darauf folgend WirtschaftsverbĂ€nde, Industrie und die Pharma.
Branche | Betrag |
---|---|
Banken | CHF 1'679'685.00 |
Versicherungen | CHF 1'429'921.20 |
WirtschaftsdachverbÀnde | CHF 1'326'425.25 |
Industrie | CHF 529'599.00 |
Pharma | CHF 475'000.00 |
Nahrungsmittel | CHF 210'000.00 |
Automobil | CHF 185'000.00 |
Airline | CHF 150'915.00 |
Tabak | CHF 70'000.00 |
Umwelt-NGO | CHF 25'000.00 |
Logistik | CHF 20'000.00 |
Die GrĂŒnen verlangen am meisten
Die Parteien mussten auch ihre MandatsbeitrĂ€ge im Detail offenlegen â also wie viel die National- und StĂ€nderĂ€t:innen sowie von ihnen gewĂ€hlte Personen an ihre Partei abtreten. Neben den Parlamentsmitgliedern leisten auch Bundesrichterinnen, Bundesverwaltungs- und Strafrichter, der Bundeskanzler, der EDĂB und der Bundesrat BeitrĂ€ge. Dabei zeigt sich ein klares Muster: Die Ratslinke tritt ihrer Partei doppelt so viel ab wie das bĂŒrgerliche Lager. Am höchsten lagen die Mandatsabgaben 2023 bei der GLP und den GrĂŒnen mit ĂŒber 7â000 Franken pro Person. Im Vergleich dazu betrug der Durchschnitt bei den FDP-Mitgliedern nur etwa 2â500 Franken.
«Teilweise intransparente» Gönnervereine
Die Offenlegung der Parteieinkommen markiert die vollstĂ€ndige Umsetzung der neuen Transparenzregeln bei der Politikfinanzierung. Die EFK zog hierzu ein erstes Zwischenfazit und stellte bei einer Medienkonferenz fest, dass die Deklarationen im Grossen und Ganzen gut funktionieren. Die Transparenz in der Politikfinanzierung habe feststellbar zugenommen, sei jedoch noch lange nicht ausreichend. Besonders hob die EFK hervor, dass die Akteur die Herkunft ihrer Mittel genauer ĂŒberprĂŒfen könnten. Vor allem bei Zuwendungen ĂŒber Gönnervereine und Stiftungen sei der Nachweis der Finanzierung oft zu wĂŒnschen ĂŒbrig.