LogoLobbywatch

Parlamentarier entdecken ihre eigenen Verstrickungen

07.10.2014 08:23 – Otto Hostettler

CVP-NationalrĂ€tin Barbara Schmid-Federer distanziert sich von der Spitallobby, obschon sie selbst einem Stiftungsrat der ZĂŒrcher Schulthess-Klinik Zugang ins Bundeshaus verschafft.

Der Start von Lobbywatch.ch beschĂ€ftigt auch National- und StĂ€nderĂ€te. Als vor gut zwei Wochen Lobbywatch das Netzwerk der Mitglieder der Kommission fĂŒr Gesundheit und soziale Sicherheit (SGK) von National- und StĂ€nderat veröffentlichte, liessen die Reaktionen nicht lange auf sich warten. Besonders enerviert reagierte CVP-NationalrĂ€tin Barbara Schmid-Federer. Auf die auf Daten von lobbywatch.ch basierende Geschichte im Sonntagsblick «Wer steuert unsere Gesundheitspolitiker», reklamierte sie bei Chefredaktorin Christine Maier – und schickte ihr Schreiben auch Lobbywatch. Der Sonntagsblick listete Schmid-Federer gemeinsam mit den anderen Kommissionsmitgliedern auf und markierte ihre Verbindungen zu den Branchen SpitĂ€ler, Pharma, Patienten.

«Es ist immer wieder abenteuerlich zu lesen, mit wem ich alles verbandelt sein soll, wenn es um das Gesundheitswesen geht», schrieb die CVP-NationalrĂ€tin dem Sonntagsblick. Was ihre Verbindung zur Spitalbranche betrifft, fĂ€hrt sie grobes GeschĂŒtz auf: «Ich habe absolut noch nie mit irgendjemandem aus dem Spitalbereich ĂŒber deren Anliegen gesprochen. Wer mich als Spitallobbyistin bezeichnet, lĂŒgt.» Hat NationalrĂ€tin Schmid-Federer vergessen, wem sie einen persönlichen GĂ€stepass ĂŒberreicht hat? Die CVP-NationalrĂ€tin veschafft Lucius DĂŒrr Zugang zum Bundeshaus. DĂŒrr ist nicht nur Parteikollege und Direktor des Versicherungsverbandes, sondern auch Stiftungsrat der Wilhelm Schulthess Stiftung, die die ZĂŒrcher Schulhess-Klinik betreibt.

Auch Schmid-Federers Urteil ĂŒber Lobbywatch ist wenig schmeichelhaft: «Diese Plattform ist weder vollstĂ€ndig noch trĂ€gt sie etwas zur Transparenz bei. Im Gegenteil.» Was die CVP-NationalrĂ€tin nicht beachtet: Lobbywatch.ch bezeichnet sie nicht als Pharma-, Spital- oder Patientenlobbyistin. Die Plattform zeigt lediglich ihre dokumentierbaren Verbindungen auf. Die Reaktionen von BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zeigen uns: Lobbywatch ist auf dem richtigen Weg, Verstrickungen von Parlamentariern interessiert die WĂ€hlerschaft. Innerhalb von 16 Tagen schaffte es Lobbywatch mit einer Sammelaktion, die Grenze von Fr. 10'000.- zu knacken. Das Crowdfunding geht weiter, jeder zusĂ€tzliche Franken hilft uns, schneller als geplant auch die anderen Kommissionen unter die Lupe zu nehmen.

Lobbywatch.ch unterstĂŒtzen: https://wemakeit.com/projects/lobbywatch-schweiz