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Mini-Schritt und Deckel drauf

28.02.2018 19:50 – Otto Hostettler

Statt mit einem mutigen Sprung tastet sich der StÀnderat mit Mini-Schrittchen Richtung mehr Transparenz. Das reicht hinten und vorne nicht.

National- und StĂ€nderat stellen sich seit Jahren taub und wollen nichts wissen von einer wirksamen Transparenzregelung. WĂ€hlerinnen und WĂ€hler können sich bis heute nur ein unvollstĂ€ndiges Bild darĂŒber machen, mit welchen TĂ€tigkeiten Politiker ihr Geld verdienen. Oder ob sie fĂŒr Mandate bezahlt werden, die de facto gar nichts zu tun geben – beispielsweise BeirĂ€te, PrĂ€sidien von Lobbyorganisationen oder VerbandsprĂ€sidien mit einem professionellem Stab.

Lobbywatch verweist seit Jahren auf die untaugliche Regelung im Parlamentsgesetz. Die heutige Vorgabe an Politiker ist schwammig formuliert und die von den Ratsmitgliedern selber deklarierten Interessenbindungen werden von den Parlamentsdiensten unkontrolliert ĂŒbernommen. Jede VerschĂ€rfung lehnten National- und StĂ€nderat in den letzten Jahren ab – dutzendfach. Der Gipfel dieser Modernisierungsverweigerung: Letztes Jahr verhinderte das Parlament sogar eine Regelung, wonach Politiker freiwillig ihr Einkommen aus NebentĂ€tigkeiten hĂ€tten deklarieren können. Doch das Thema war nicht vom Tisch, immer wieder decken einzelne Politiker das Parlament mit neuen Forderungen zu mehr Transparenz ein.

Jetzt macht immerhin der StĂ€nderat ein Mini-Schrittchen: Die kleine Kammer möchte, dass eidgenössische Parlamentarierinnen und Parlamentarier angeben, ob sie eine TĂ€tigkeit ehrenamtlich ausĂŒben oder damit Geld verdienen. Wieviel Geld sie kassieren, mĂŒssten sie bei dieser Regelung aber nicht bekannt geben. Mit Transparenz hat das wenig zu tun, denn Transparenz herrscht erst dann, wenn klar wird, wer von welchem Lobbyverband fĂŒr welche TĂ€tigkeiten wieviel Geld erhĂ€lt. Dazu kommt: Der Nationalrat ist anderer Meinung und entschied vor wenigen Monaten, die Unterscheidung zwischen bezahlter und ehrenamtlicher TĂ€tigkeit sei nicht nötig.

Anders als der Nationalrat will der StĂ€nderat auch einen Systemfehler im heutigen Parlamentsgesetz korrigieren. Angestellte sollen neu auch ihren Arbeitgeber deklarieren mĂŒssen, bisher mussten sie nur ihren Beruf angeben. Anders die Firmeninhaber unter den Ratsmitgliedern. Sie mĂŒssen schon heute ihre Firma und die hier ausgeĂŒbte Funktion offenlegen.

Das schwierige VerhĂ€ltnis der Politiker zu mehr Offenheit gegenĂŒber den WĂ€hlern zeigt sich noch an einem anderen Beispiel: Der StĂ€nderat fordert, Politiker mĂŒssten ihre Auslandreisen offenlegen. Was nach Transparenz klingt, ist tatsĂ€chlich eine Mogelpackung: Gemeint sind nur offizielle Reisen im Auftrag des Bundes. Wenn sich Mitglieder des National- und StĂ€nderats von einer Lobbygruppe zu einer Reise einladen lassen, dĂŒrfen sie weiterhin darĂŒber schweigen. Mit mehr Transparenz hat dies wenig zu tun und verdeutlicht die Grundhaltung der Mehrheit im Bundeshaus: Deckel drauf.