07.05.2015 11:56 â Thomas Angeli
NationalrĂ€tin Christa Markwalder hat sich vor den Karren einer dubiosen kasachischen Partei spannen lassen â und viele ihrer Ratskollegen verteidigen sie. Das ist kein Zufall.
Es braucht einiges, dass die «NZZ» FDP-Politiker öffentlich demontiert. In den vergangenen Monaten ist dies jedoch gleich zweimal vorgekommen. Da war zum einen der Genfer Nationalrat Christian LĂŒscher, der sich vorwerfen lassen musste, fĂŒr die kasachische Regierung zu arbeiten und deren Interessen in der aussenpolitischen Kommission zumindest nicht zu torpedieren.
Und nun also die designierte NationalratsprĂ€sidentin Christa Markwalder. Sie musste eingestehen, dass sie eine Interpellation eingereicht hat, welche im Auftrag einer offensichtlich regierungsnahen kasachischen Partei von der PR-Agentur Burson-Marsteller verfasst wurde. Markwalder tat öffentlich Busse, bekannte, dass sie «naiv» gewesen sei und verteidigte sich, so gut es eben ging. Ihre Ratskolleginnen und -kollegen reagierten ausgesprochen zurĂŒckhaltend. «Mit Lobbyisten zu reden, heisst Know-how abholen», nahm FDP-PrĂ€sident Philipp MĂŒller, der selber keine Zutrittsausweise vergeben hat, seine Fraktionskollegin in der «NZZ» Schutz: «Wenn man von einer PR-Agentur angegangen wird, ist es jedenfalls klar, dass der Lobbyist von jemandem bezahlt wird.»
Besonders ins Zeug fĂŒr seine Ratskollegin legte sich CVP-PrĂ€sident Christophe Darbellay: «Das hĂ€tte jedem von uns passieren können», lĂ€sst er sich im «Bund« zitieren. Marie-Louise Baumann, Senior Advisor bei Burson-Marsteller und Verfasserin des Vorstosses, sei eine «glaubwĂŒrdige Lobbyistin», die seit Jahren in der Wandelhalle prĂ€sent ist. Dass sich Darbellay so Ă€ussert, dĂŒrfte kein Zufall sein, er ist selber eng liiert mit der PR-Firma: Einen seiner GĂ€steausweise trĂ€gt nĂ€mlich Tim Frei, seines Zeichens «Practice Leader Public Affairs» von â richtig geraten â Burson-Marsteller.
Einzig die SVP-Vertreter erklĂ€rten klipp und klar, dass es nicht angehe, dass man sich als Schweizer Volksvertreter vor den Karren eines auslĂ€ndischen Staats spannen lassen dĂŒrfe (etwa Adrian Amstutz in «10 vor 10»). Was dabei vergessen ging: Einen von der «NZZ» bereits frĂŒher aufgedeckten Vorstoss zugunsten von Kasachstan, den Christa Markwalder ebenfalls unterschrieb, hatte PR-Berater Thomas Borer initiiert. Eingereicht hatte ihn mit Christian Miesch ein SVP-Vertreter.
Lobbywatch hat die Liste der â bisher bekannten â Auftraggeber von Burson-Marsteller aufgearbeitet. Sie findet sich hier.
Lobbywatch-Ombudsmann Viktor Parma nimmt in «10 vor 10» Stellung: