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Lobbywatch.ch schaut Gesundheitspolitikern auf die Finger

18.09.2014 04:43 – Otto Hostettler

Start einer neuen Plattform fĂŒr Transparenz: Lobbywatch.ch legt die Interessenbindungen von National- und StĂ€nderĂ€ten sowie ihren GĂ€sten detailliert offen. Zum Auftakt recherchierten die Initiantinnen und Initianten die Netzwerke in der Gesundheitskommission.

Hinter Lobbywatch.ch steht eine Gruppe von Journalistinnen und Journalisten aus renommierten Schweizer MedienhĂ€usern. Sie haben in den vergangenen Monaten die öffentlich verfĂŒgbaren Daten zu den Interessenbindungen der Mitglieder von National- und StĂ€nderat nachrecherchiert, ergĂ€nzt und in einer Datenbank zusammengetragen. Damit kann jedermann mit ein paar wenigen Mausklicks verfolgen, welche Organisationen, Unternehmen und VerbĂ€nde im Bundeshaus vertreten sind und politische Entscheide beeinflussen.

Im Gegensatz zu den Bestrebungen von anderen Transparenzinitiativen erfasst Lobbywatch.ch nicht nur die von den Politikerinnen und Politikern angegebenen Interessenbindungen und die im Handelsregister eingetragenen Mandate. BerĂŒcksichtigt werden auch informelle Gruppen, Ad hoc-Komitees, Lobbygruppierungen und Ă€hnliches. Dabei zeigt sich: Etliche Parlamentarier deklarieren lĂ€ngst nicht alle Mandate, obschon sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. Noch frappanter ist das Fazit bei den GĂ€sten. Bekanntlich kann jedes Parlamentsmitglied zwei GĂ€sten stĂ€ndigen Zutritt zu den nicht öffentlichen Bereichen des Bundeshauses gewĂ€hren. Viele dieser so genannten Zutrittsberechtigten geben ihre TĂ€tigkeit kĂŒhn mit «Gast» an, obschon sie teils fĂŒr VerbĂ€nde die GeschĂ€ftsstelle leiten oder fĂŒr eine PR-Agentur lobbyieren.

Zum Auftakt haben die Macherinnen und Macher von Lobbywatch.ch die Interessenbindungen und Netzwerke der Mitglieder der Kommission fĂŒr Gesundheit und soziale Sicherheit (SGK) recherchiert. Eine erste Auswertung zeigt, dass die 38 Mitglieder aus National- und StĂ€nderat Verbindungen zu rund 800 Firmen, VerbĂ€nden und Organisationen pflegen. Die Gesundheits- und Versicherungsbranche ist demnach im Bundeshaus bestens vernetzt. National- und StĂ€nderĂ€te sitzen in VerwaltungsrĂ€ten von SpitĂ€lern, VorstĂ€nden von FachverbĂ€nden aus dem Pflegebereich oder BeirĂ€ten von Krankenkassen und ermöglichen deren Vertreter Zugang zum Bundeshaus.

Lobbywatch.ch hat die Ergebnisse der Recherchen sÀmtlichen Mitgliedern der beiden Gesundheitskommissionen sowie auch den zutrittsberechtigten GÀsten schriftlich zur Autorisierung vorgelegt. Von den 38 National- und StÀnderÀten ignorierten deren 13 die Anfrage von Lobbywatch.

Crowdfunding gestartet

Lobbywatch.ch wird in den kommenden Monaten die Interessenbindungen von weiteren Kommissionen recherchierchen und online zugĂ€nglich machen. Um den enormen Aufwand finanzieren zu können, startet der Verein auf der Crowdfunding-Plattform www.wemakeit.ch eine UnterstĂŒtzungsaktion. Ziel ist es, innerhalb 45 Tagen 10’000 Franken fĂŒr den Auf- und Ausbau der Website zusammenzubringen. Spenden kann man unter

www.wemakeit.com/projects/lobbywatch-schweiz