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Lobbyregister: Schubladisiert und abgeschrieben

01.02.2021 20:44 – Otto Hostettler

Die Petition «Schluss mit dem Lobbyversteckspiel» wurde in Bundesbern als «abgeschrieben» erklĂ€rt – obwohl von effektiver Transparenz weiterhin keine Rede sein kann.

Ertappen Sie sich manchmal auch dabei, ein Ereignis zeitlich nicht mehr einordnen zu können? Etwa, weil einfach zu viel los ist, das Hamsterrad dreht und die Zeit verfliegt.

So geht es mir gerade mit unserer Petition «Schluss mit dem Lobbyversteckspiel», die Sie womöglich ebenfalls unterzeichnet hatten. Wir fragten uns: Was wurde eigentlich aus unserem Anliegen? Immerhin sind bald drei Jahre vergangen, seit 3121 Personen unter anderem forderten, dass National- und StĂ€nderĂ€te offen legen sollten, was sie mit ihren TĂ€tigkeiten verdienen. ZusĂ€tzlich verlangten wir ein offizielles Lobbyregister anstelle des heutigen intransparenten «Göttisystems», bei dem jeder Parlamentarier nach eigenem GutdĂŒnken zwei beliebigen Personen einen Zugangsausweis fĂŒr das Bundeshaus abgeben darf.

Die Antwort traf vor wenigen Tagen mit einem offiziellen Schreiben ein: Im amtlichen Jargon wurde uns mitgeteilt, die Petition sei «abgeschrieben». Das heisst soviel: Die Sache hat sich erledigt, das Thema ist beendet.

Wir waren uns durchaus bewusst, dass wir mit unserem Anliegen fĂŒr mehr Transparenz im Lobbying keine offenen TĂŒren einrennen. Weil aber gleichzeitig die parlamentarische Initiative Berberat in den RĂ€ten diskutiert wurde, war der Zeitpunkt richtig, unsere Argumente in diese Debatte einzubringen.

Der damalige Neuenburger SP-StĂ€nderat Didier Berberat verlangte 2015 ein Lobbyregister, das nach objektiven Kriterien den Zugang von Lobbyisten zum Bundeshaus regelt. Doch National- und StĂ€nderat schoben sich das Thema wie eine heisse Kartoffel gegenseitig ĂŒber mehrere Jahre hin und her. Zuerst stimmte der StĂ€nderat einer neuen Regelung zu, doch der Nationalrat lehnte das Begehren zwei Mal ab – womit der politische Vorstoss beerdigt war. Damit war die Ablehnung endgĂŒltig, teilen uns nun die Parlamentsdienste mit. Und erklĂ€ren uns: Folglich wurde nicht nur der Vorstoss Berberat «abgeschrieben», sondern auch unsere Petition «Schluss mit dem Lobby-Versteckspiel».

Ausser Spesen nichts gewesen? Immerhin wurde die Lobbywatch-Petition im Bericht der Staatspolitischen Kommission ausgefĂŒhrt. Hier heisst es, unsere Forderungen seien geprĂŒft und teilweise umgesetzt worden. Damit meint die Staatspolitische Kommission eine Änderung vom 2018. Damals war im Bundeshaus einmal mehr die Transparenz ein Thema. National- und StĂ€nderat einigten sich auf eine – bescheidene – Verbesserung: NationalrĂ€tinnen und StĂ€nderĂ€te mĂŒssen inzwischen offenlegen, ob eine TĂ€tigkeit ehrenamtlich oder bezahlt ausgefĂŒhrt wird. Aber: Wieviel Geld fliesst, mĂŒssen die Parlamentarier weiterhin nicht sagen.

Inzwischen sind bald drei Jahre vergangen. Und aus unserer Sicht hat sich im Grundsatz nichts geĂ€ndert. Ein Lobbyist kommt dank seiner NĂ€he zu einem Parlamentarier zu einem Zutrittsausweis. Sie mĂŒssen nirgendwo ihre TĂ€tigkeiten offen legen. Und die Parlamentarier dĂŒrfen weiterhin verschweigen, was sie als VerwaltungsrĂ€te von Firmen und Interessensorganisationen verdienen.

Auch wenn unsere Petition formell abgeschrieben ist – so schnell lassen wir nicht locker.