23.05.2018 07:52 â Otto Hostettler
Drei Wochen Sommersession heisst fĂŒr Lobbyisten: drei Wochen Buhlen um die Aufmerksamkeit der National- und StĂ€nderĂ€te. Das Zauberwort heisst gastronomisches Netzwerken.
Wenn im Bundeshaus der National und der StÀnderat tagen, verfallen BranchenverbÀnde, Lobbygruppen aber auch Firmen und Nichtregierungsorganisationen in Aktionismus. Sie buhlen um die Aufmerksamkeit der Parlamentarierinnen und Parlamentarier.
In den Tagen und Wochen vor der Session erhalten Mitglieder von National- und StĂ€nderat Berge von Post. Das eine sind höflich formulierte Aufforderungen, das Thema X zu unterstĂŒtzen oder den Vorschlag Y abzulehnen. Zum anderen ziehen Interessenvertreter den Politikern buchstĂ€blich den Speck durch den Mund.
So organisiert beispielsweise die «Allianz fĂŒr ein fortschrittliches öffentliches Beschaffungswesen» morgens um sieben Uhr ein ParlamentarierfrĂŒhstĂŒck. Hinter der «Allianz» steht die Schweizer Bauwirtschaft, die die Parlamentarierinnen und Parlamentarier schon am Vorabend verköstigt â bei einem ApĂ©ro riche im Hotel Bellevue Palace.
Die Bauwirtschaft betreibt derzeit besonders emsig Lobbying, denn fĂŒr sie steht einiges auf dem Spiel: Es geht es um die Ăberarbeitung des Beschaffungsrechts. Konkret: KĂŒnftig soll bei einer Ausschreibung der öffentlichen Hand nicht mehr zwingend das gĂŒnstigste Angebot den Zuschlag erhalten. Die Rede ist nun vom «wirtschaftlich gĂŒnstigsten Angebot». Unter diesem Begriff will eine Mehrheit der vorberatenden Kommission ungewöhnlich tiefe Angebote (Dumpingangebote) genauer unter die Lupe nehmen können oder demjenigen den Auftrag geben, der das beste Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis aufweist. Womöglich könnte ein solcher Passus aber auch als HintertĂŒrchen zur Protektion hiesiger Baufirmen betrachtet werden.
Schauen Sie in untenstehender Timeline selbst, wer wann wo die Mitglieder von National- und StĂ€nderat kulinarisch verfĂŒhrt.
Was Interessengruppen und BranchenverbĂ€nde können, schafft Lobbywatch auch: Wir laden Sie ein! Machen Sie sich selbst ein Bild, wie Lobbyismus funktioniert. Wir zeigen Ihnen, wo Politik gemacht wird, wo sich mĂ€chtige Interessensvertreter treffen und hinter welchen BriefkĂ€sten PR-Firmen ihre Kampagnen ausbrĂŒten.
Wann: Dienstag 29. Mai 2018
Treffpunkt: 18.45 Uhr
Wo: Bundesplatz, Bern
Der Rundgang dauert ca. 1,5 Std. Anmeldung erwĂŒnscht: info@lobbywatch.ch
Haben Sie schon unsere Petition «Schluss mit dem Versteckspiel» unterschrieben? Helfen Sie mit und fordern Sie mehr Transparenz im Bundeshaus.