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Eiertanz um Transparenz

01.04.2016 07:22 – Thomas Angeli

Wenn es um Geld geht, verstehen Schweizer Politiker keinen Spass. Berner Kantonsparlamentarier machen vor, mit welchen Argumenten man sich gegen mehr Transparenz wehrt.

Die Mitglieder des Berner Kantonsparlaments werden auch kĂŒnftig nicht deklarieren mĂŒssen, von wem sie fĂŒr ihre beruflichen und nebenberuflichen TĂ€tigkeiten Geld erhalten. Das BĂŒro des Grossen Rats empfiehlt eine entsprechende Motion der Fraktion SP-Juso-PSA zur Ablehnung. Damit dĂŒrfte der Vorstoss im bĂŒrgerlich dominierten Parlament keine Chance haben.

Interessant ist nicht die Ablehnung der Forderung nach mehr Transparenz, sondern vielmehr der argumentative Eiertanz, den das BĂŒro zur BegrĂŒndung auffĂŒhrt. Es könnte «fĂŒr die Öffentlichkeit grundsĂ€tzlich durchaus aufschlussreich sein zu erfahren, welches Ratsmitglied allenfalls von welcher Seite finanzielle BeitrĂ€ge erhĂ€lt», heisst es in der Antwort auf die Motion: «Allerdings kann nach Ansicht des BĂŒros nicht gesagt werden, ein Ratsmitglied fĂŒhle sich umso stĂ€rker einer bestimmten Institution verpflichtet, je mehr Geld es von dort bezieht.» Und damit niemand auf die Idee kommt, eine Ursache verfehle ihre Wirkung, bloss weil man sie ignoriert, schiebt das BĂŒro gleich ein weiteres Argument nach: «Interessenkollisionen können auch ohne finanzielle Verflechtungen vorliegen.»

Auch die eidgenössischen RĂ€te und andere Kantonsparlamente werden als Zeugen gegen mehr Transparenz zitiert: «Im Übrigen haben in anderen Kantonen und im Bund die Parlamentarierinnen und Parlamentarier ihre EinkĂŒnfte – ob beruflich oder nebenberuflich – auch nicht offenzulegen.»

Und wĂ€hrend das BĂŒro von einer obligatorischen Deklaration der beruflichen EinkĂŒnfte sowieso nichts hĂ€lt (da Privatsache), fĂŒhrt es bei der Frage der nebenberuflichen EinkĂŒnfte «Abgrenzungsschwierigkeiten» an. Vollzugsprobleme seien so «vorprogrammiert». Das Fazit: «Zusammenfassend bezweifelt das BĂŒro des Grossen Rates, dass die geforderten Transparenz- bestimmungen die erhoffte Wirkung zu erzielen vermöchten.»

Irgendein Kanton wird frĂŒher oder spĂ€ter in Sachen Transparenz den Anfang machen (mĂŒssen). Der Kanton Bern dĂŒrfte es vermutlich nicht sein.