LogoLobbywatch

Economiesuisse verstÀrkt PrÀsenz im Bundeshaus

15.01.2023 12:40 – Otto Hostettler

Auch Lobbyisten feiern den Jahreswechsel: Sie verstÀrken ihren Einfluss, indem sie sich einen dritten Zugangspass zum Bundeshaus verschafft haben.

Will ein Lobbyist uneingeschrĂ€nkten Zugang zum Bundeshaus, benötigt er lediglich einen entsprechenden Ausweis. Jeder StĂ€nderat, jede NationalrĂ€tin kann zwei Personen nach eigenem GutdĂŒnken einen solchen GĂ€steausweis weitergeben. Jetzt zeigt eine Auswertung von Lobbywatch: Mit dem Jahreswechsel verschafft sich gleich mehr als ein halbes Dutzend Lobbyisten neu einen solchen exklusiven Zugang zur Wandelhalle.

Auffallend dabei: Weil der Neuenburger FDP-Nationalrat Damien Cottier Economiesuisse-PrÀsident Christoph MÀder einen solchen Zutrittsausweis ausstellt, ist der Wirtschaftsdachverband neuerdings gleich zu dritt in der Wandelhalle prÀsent. Einen GÀstebadge hat nÀmlich bereits Economie-GeschÀftsleitungsmitglied Frank Marty (von FDP-Nationalrat Beat Walti) und Cheflobbyistin Norina Frey (von GLP-NationalrÀtin Kathrin Bertschy).

Neu im Bundeshaus ist auch Lucas Schalch, der seit Oktober den Branchenverband Intergenerika leitet. Der Pharma-Manager Schalch ĂŒbernimmt den GĂ€stepass von Axel MĂŒller, seinem VorgĂ€nger an der Spitze von Intergenerika. Zugang zur Wandelhalle ermöglicht Intergenerika der Baselbieter SVP-Nationalrat Thomas de Courten – notabene selber PrĂ€sident des Verbands der Generika-Hersteller.

Einen exklusiven Zugang zu den nichtöffentlichen Bereichen des Bundeshauses haben neu zudem Pia Schneider, «Policy Coordinator» der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, Nina Rindlisbacher, Leiterin politische Projekte der Vereinigung «Sonart, Musikschaffende Schweiz», Dominik Knill, PrĂ€sident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft sowie Sandra Tinner, GeschĂ€ftsleiterin des Schweizer Musikrats. Auch Dina Wyler, neue GeschĂ€ftsleiterin des Fachverband der Schweizerischen MĂŒtter- und VĂ€terberatung und David Rey, PrĂ€sident der Westschweizer Lehrergewerkschaft besitzen neu einen GĂ€stepass.

Es gibt aber auch Lobbyisten, die ihren GĂ€stezugang abgegeben haben. Etwa Dominik Waser, GrĂŒnder der Organisation Landwirtschaft mit Zukunft, einer Bewegung aus dem Umfeld des Klimastreiks. Auch Adrian Steiner, Public Affairs-Leiter des Kantonalbanken-Verbands hat keinen Zutrittsausweis mehr.

Weil es in der Schweiz kein Lobbyisten-Register gibt, kann jedes Mitglieds des Parlaments nach freiem Ermessen zwei Personen einen Zutrittsausweis ĂŒbergeben. Kriterien dafĂŒr gibt es keine, die Lobbyisten mĂŒssen auch ihre Interessenbindungen nicht offenlegen, ebensowenig existiert eine Rechenschaftspflicht. NationalrĂ€tinnen und StĂ€nderĂ€te mĂŒssen die Personen lediglich den Parlamentsdiensten melden.

Lobbywatch plĂ€diert seit Jahren fĂŒr ein transparentes Lobbyregister, bei dem nicht das persönliche VerhĂ€ltnis eines Parlamentariers zu einem Lobbyisten fĂŒr den Zugang zum Bundeshaus entscheidend ist, sondern objektive Transparenzkriterien.