06.05.2018 19:40 â Thomas Angeli
Kein Wunder, fĂŒhlen sich Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Bundeshaus gelegentlich etwas bedrĂ€ngt. Denn dort haben wesentlich mehr Personen Zutritt als bisher bekannt.
Manchmal lohnt sich ein Blick ins Kleingedruckte auch dann, wenn man keinen Vertrag abschliessen will. Die Vernehmlassungsunterlagen zur Revision des Parlamentsgesetzes jedenfalls bieten in einer Fussnote einen interessanten Einblick. In der Vorlage, mit der die Staatspolitische Kommission eigentlich einen Vorschlag fĂŒr ein Lobbyistenregister prĂ€sentieren sollte â und dabei faktisch das Gegenteil tut, indem sie das bisherige «Göttisystem» fĂŒr den Zugang zum Bundeshaus zementieren will â in dieser Vorlage also finden sich die effektiven Zahlen der Personen, die ĂŒber einen so genannten «Dauerausweis» verfĂŒgen und damit im Bundeshaus ungehindert ein und aus gehen können. Es sind dies (Stand September 2017):
Total sind das 2584 Zutrittsberechtigte, oder anders ausgedrĂŒckt: Auf jedes Ratsmitglied kommen wĂ€hrend der Session zehn weitere Personen, die sich im nicht-öffentlichen Teil des Bundeshauses aufhalten dĂŒrfen. Dabei sind die TagesgĂ€ste der Parlamentsmitglieder und die nur tageweise akkreditierten Journalisten nicht einmal mitgezĂ€hlt. Dichtestress pur in der Wandelhalle.
Eine Zahl sticht besonders hervor: Die 431 Altparlamentarier können sich im ParlamentsgebĂ€ude nicht nur frei bewegen wie zu ihren politisch aktiven Zeiten. Sie mĂŒssen auch nirgends Zeugnis darĂŒber ablegen, weshalb und in wessen Auftrag sie dies tun. So tauchte etwa der 2015 abgewĂ€hlte SVP-Nationalrat Roland Borer ausgerechnet bei der Premiere des neuen Verteidigungsministers Guy Parmelin Seite an Seite mit diesem in einem Beitrag von «10 vor 10» auf. Borer ist beruflich in der Sicherheitsbranche tĂ€tig.
Die Liste der Altparlamentarier mit Dauerausweis ist nur auf Anfrage bei den Parlamentsdiensten erhĂ€ltlich â und sie enthĂ€lt auch frĂŒhere BundesrĂ€te. Mit Christoph Blocher, Pascal Couchepin, Flavio Cotti, Joseph Deiss, Arnold Koller und Ruth Metzler tauchen gleich sechs ehemalige Regierungsmitglieder darauf auf. Zumindest Metzler kann einen Zutrittsausweis in ihrer heutigen TĂ€tigkeit bestens gebrauchen. Die mehrfache VerwaltungsrĂ€tin und Strategieberaterin bezeichnet sich auf ihrer Website als «BrĂŒckenbauerin zwischen Politik und Wirtschaft».
Lobbywatch findet: Es reicht.
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