05.11.2024 08:50 â Otto Hostettler, Thomas Angeli
Lobbywatch wirkt â seit 2014 sorgen wir fĂŒr mehr Transparenz in der Schweizer Politik. Mit der UnterstĂŒtzung unserer Mitglieder und Gönner:innen erreichten wir, dass von anfĂ€nglich 0 Prozent (2014) heute 58 Prozent der StĂ€nderĂ€te und NationalrĂ€tinnen ihre EinkĂŒnfte offen legen. DafĂŒr wollen wir uns bedanken. Gleichzeitig sind wir ĂŒberzeugt, dass es Lobbywatch auch noch die nĂ€chsten 10 Jahre braucht.
Als wir mit Lobbywatch starteten, nervten wir die Parlamentsmitglieder. Das ist bis heute so geblieben â zum GlĂŒck.
Am Anfang war Lobbywatch noch nicht einmal eine Organisation, sondern eine journalistische Recherche. Stets wenn wir die Liste der Interessenbindungen der nationalen Parlamentsmitglieder prĂŒften, stiessen wir auf Unstimmigkeiten. Etliche National- und StĂ€nderĂ€t:innen waren der Meinung, dass sie Mitgliedschaften in BeirĂ€ten oder anderen Gremien nicht deklarieren mĂŒssten â ein Widerspruch zum Parlamentsgesetz und der Grund fĂŒr eine lĂŒckenhafte Liste.
Das war letztlich mit ein Grund fĂŒr uns, eine Datenbank aufzubauen, die potenzielle Interessenkonflikte transparent macht, den Lobbyisten auf die Finger schaut und prĂŒft, ob die Parlamentarier:innen ihrer gesetzlichen Pflicht zur Offenlegung auch nachkommen. Alle sollten mit einer simplen Suchanfrage auf einer Website herausfinden können, welche Lobbygruppen oder Branchen Verbindungen ins Parlament haben.
Als wir den den StĂ€nde- und NationalrĂ€t:innen eine Liste mit den recherchierten Interessenbindungen vorlegten, wehte uns ein rauher Wind entgegen. Die Reaktionen lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Korrekte Antwort. Keine Antwort. VerĂ€rgerte Antwort. Parlamentsmitglieder aus der letzten Kategorie gaben uns zu verstehen, dass unsere Frage nach möglichen Interessenkonflikten unangebracht sei, jemand schrieb uns gar: «Machen Sie doch, was Sie wollen. FĂŒr mich ist es ohne Belang.»
AnfĂ€nglich stellten wir praktisch bei jedem zweiten Parlamentsmitglied Unstimmigkeiten in fest. Heute ist dieser Anteil wesentlich geringer. Einige Parlamentsmitglieder schreiben uns mitunter schon von sich aus und informieren ĂŒber ein neues Mandat. Andere nerven sich auch heute noch ĂŒber Lobbywatch, zum Beispiel weil wir Mitgliedschaften in Vereinen als möglichen Hort von Interessenskonflikten betrachten und diese entsprechend erfassen.
Lobbywatch nervt aber auch, weil wir seit Beginn das System der Zutrittsberechtigungen kritisieren.
Jedes Parlamentsmitglied kann zwei Personen Zugang zum Bundeshaus gewĂ€hren. Die Mehrheit der Parlamentarier:innen will diese «Götti/Gotti-Badges» beibehalten. Doch wir halten dieses System fĂŒr untauglich: Die GĂ€ste mĂŒssen ihre Interessen und Funktionen nicht offenlegen. Oft sind es Berufslobbyisten, Inhaber von Consultingunternehmen oder Mitarbeiterinnen von PR-Firmen. Sie verfĂŒgen in der Regel ĂŒber eine ganze Reihe von TĂ€tigkeiten, sie arbeiten fĂŒr verschiedene Institutionen und InteressenverbĂ€nden, fĂŒr Firmen und Konzerne. Eine Offenlegungspflicht fĂŒr deren Interessen besteht nicht, und die Liste der Zutrittsberechtigten wird im Bundeshaus nicht kontrolliert und ist entsprechend fehlerhaft.
Dass Lobbywatch nun bereits seit 10 Jahren genauer hinschaut, ist auch der Verdienst von Ihnen, liebe Leserinnen, Mitglieder und UnterstĂŒtzer. Hunderte engagierte Menschen haben Lobbywatch in den letzten Jahren unterstĂŒtzt und unsere Arbeit erst möglich gemacht. DafĂŒr wollen wir uns herzlich bedanken. Nach einer Dekade im Einsatz fĂŒr Transparenz haben wir, Thomas Angelli und Otto Hostettler, das PrĂ€sidium von Lobbywatch im FrĂŒhling abgegeben. Der neue Vorstand um das Co-PrĂ€sidium von JoĂ«l Widmer und Priscilla Imboden fĂŒhrt es nun in die Zukunft â mit der gleichen Ăberzeugung fĂŒr mehr Transparenz in der Schweizer Politik.
Damit die Erfolgsgeschichte Lobbywatch weiterlebt, braucht es auch in Zukunft Ihre UnterstĂŒtzung. Werden Sie jetzt Mitglied!