05.09.2021 03:05 â Thomas Angeli
Bei wirtschaftsnahen Lobbygruppen sitzt das Portemonnaie locker, wenn es darum geht, Parlamentarier:innen fĂŒr die eigenen Zwecke einzuspannen. Das zeigt das Recherchedossier «Politik gegen Geld» von Lobbywatch.
Der Walliser Mitte-StĂ€nderat Beat Rieder hat es offensichtlich nicht darauf angelegt, im Bundeshaus möglichst populĂ€r zu sein. Seine Parlamentarische Initiative mit dem etwas sperrigen Titel «Verbot der Annahme von Mandaten im Zusammenhang mit der Einsitznahme in parlamentarischen Kommissionen» jedenfalls dĂŒrfte ihm in Bern nicht allzu viele Freund:innen eintragen. Der Walliser Anwalt verlangt in dem Vorstoss nĂ€mlich, dass kĂŒnftig in den parlamentarischen Kommissionen nur noch Ratsmitglieder sitzen dĂŒrfen, die keine Mandate innehaben, die KommissionsgeschĂ€fte betreffen. Konkret bedeutet das: VerwaltungsrĂ€tinnen von Krankenkassen dĂŒrften damit nicht mehr in die Kommission fĂŒr Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) gewĂ€hlt werden, Bauernvertreter hĂ€tten in der Kommission fĂŒr Wirtschaft und Abgaben (WAK) nichts mehr zu suchen. Es gehe ihm um die GlaubwĂŒrdigkeit des Parlaments, erklĂ€rte Rieder kurz nach der Einreichung der Initiative. Sein Vorstoss hat â erstaunlicherweise â eine erste HĂŒrde bereits genommen. Die vorberatenden Staatspolitischen Kommissionen beider RĂ€te haben ihr zugestimmt. Nun geht es in die Detailberatungen, zuerst im StĂ€nderat.
Nun zeigt eine Datenanalyse von Lobbywatch, dass Rieder den Finger auf einen sehr wunden Punkt gelegt hat. Lobbywatch hat dazu sechs Interessengruppen aus drei verschiedenen Kommissionen unter die Lupe genommen: Banken, Versicherungen und Landwirtschaft (zustĂ€ndige Kommission: WAK), Krankenkassen und Pharma (SGK) sowie die Umweltlobby (Kommission fĂŒr Umwelt, Raumplanung und Energie, UREK). Die Resultate zeigen, wie sehr die Kommissionen von Lobbyist:innen durchsetzt sind â und dass die finanziellen Mittel sehr ungleich verteilt sind.
Sowohl bei der Landwirtschaft als auch bei den Umweltorganisationen wurden nur die wichtigsten Lobbygruppen ausgewertet. Das Gesamtbild ist jedoch an Deutlichkeit kaum zu ĂŒberbieten, das Fazit klar: Wo grosse wirtschaftliche Interessen im Spiel sind, öffnen die VerbĂ€nde und Unternehmen gern das Portemonnaie, um im Bundeshaus direkt gehört zu werden.
Die Parlamentarische Initiative Rieder soll voraussichtlich noch in diesem Herbst in der Staatspolitischen Kommission des StĂ€nderats beraten werden. Der Widerstand dĂŒrfte gross sein.
Das vollstÀndige Recherchedossier finden Sie hier.